6. April 2015

Mara und der Feuerbringer



Ein Fantasy-Film aus Deutschland? Dazu noch ein sehr guter? Unmöglich!

Nein, nicht unmöglich!

Zurzeit ist fast jede internationale Filmproduktionsfirma auf der Suche nach dem nächsten Harry Potter. Deutsche Studios machen da keine Ausnahme. Auch diese setzten auf verschiedene Franchises, mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Nun richtet sich das Augenmerk auf Tommy Krappweis‘ Mara und der Feuerbringer, dem Auftaktroman zu einer sehr schönen Trilogie, die vor verrückt-originellen Ideen nur so strotzt und sich sehr schnell zum Liebling der deutschen Phantastik entwickelt hat. Der Sprung auf die große Leinwand war nur eine Frage der Zeit.

Eigentlich hat die fünfzehnjährige Mara nur einen Wunsch: Sie möchte ein ganz normaler Teenager sein. Doch sie wird von Visionen aus der nordischen Mythologie heimgesucht. Der Auslöser dafür ist Loki, der vor Jahrtausenden von seinem Bruder Thor in die Tiefen der Erde verbannt wurde, um dort schreckliche Qualen zu erleiden. Nachdem Lokis Frau Sigyn entführt worden ist versucht er sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien, was zum Ragnarök, dem Ende der Welt führen würde. Zusammen mit dem schrulligen Dr. Weissinger versucht sie dies zu verhindern…

Wer mich kennt weiß, dass ich gerne die Produktionsgeschichte von Filmen verfolge. Im Falle von Mara und der Feuerbringer habe ich dies nicht getan. Auch die Vorlage habe ich nur angelesen, nachdem ich von den Plänen der Verfilmung hörte. Schon einige Male musste ich erleben wie man einen guten Stoff durch eine miese Verfilmung quasi zugrunde gerichtet hat. Andererseits setzten sich meine Hoffnungen auch darin, dass Mara und der Feuerbringer nicht aus amerikanischer Fließbandproduktion stammt. Meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Der Film war für mich also eine echte Überraschung.

Phantastische Filme haben in Deutschland schon eine lange Tradition. Beginnend mit der Stummfilmzeit, in der sich Streifen wie Nosferatu, Der Golem, Das Kabinett des Doktor Caligari, Die Frau im Mond und nicht zuletzt Metropolis zu Klassikern entwickelten. Während der Nazizeit und nach dem 2. Weltkrieg stand es um die filmische Phantastik nicht sehr gut im deutschen Film, auch wenn es hin und wieder sehr interessante Beiträge gab. Hinzu kam auch, dass viele Filme tricktechnisch mit ihren großen Brüdern aus Hollywood oft nicht mithalten konnten. Aber auch hier gab es beeindruckende Ausnahmen wie Wolfgang Petersens Verfilmung von Michael Endes Die unendliche Geschichte. Aber spätestens seit Traumschiff Suprise muss man sich in dieser Beziehung nicht mehr verstecken.

Im Fall von Mara und der Feuerbringer ist es ein Glücksfall, dass Tommy Krappweis selbst beim Drehbuch Hand angelegt hat. Man spürt einiges von seinem schrägen Humor, den der Schöpfer von Bernd, das Brot schon bei anderen Projekten und vor allem bei seinen Büchern hat durchblicken lassen. Zusammen mit einer sehr gelungenen Inszenierung entwickelt der Film einen Sense of Wonder, den man lange im Kino vermisst hat. Jede Sekunde spürt man das Herzblut, das in ihm steckt. Und genau das macht den Zauber des Films aus.

Ebenfalls als Glücksfall erweist sich auch die Besetzung. Mit Lilian Prent hat man, wie mir auch einige Leser der Romane versicherten, eine perfekte Personifizierung der Hauptfigur gefunden. Sie verleiht dem Teenager, der nicht weiß wo die Reise mit dessen Visionen eigentlich hingeht, die nötige Tiefe. Sie gibt auch die manchmal etwas ausschweifenden Erzähltexte wunderbar launig wieder. Das gleiche gilt auch für Jan Josef Liefers Darstellung des Professor Weissinger, der den Spagat zwischen schrulligem Lehrer und smarten Begleiter bei Maras Abenteuern wunderbar hinbekommt. Aber auch die anderen Darsteller, vor allem Christoph Maria Herbst als Loki, erweisen sich als richtiger Glücksgriff. Ebenfalls viel Spaß machen die zahlreichen Cameos, die Mara sozusagen das Sahnehäubchen aufsetzen. Damit meine ich nicht nur die bekannten Schauspieler, sondern auch vielen Gesichter aus dem deutschen Fandom, die bei dem Projekt mitgewirkt haben.

Bei Mara und der Feuerbringer habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Der Film ist für jede Altersstufe konzipiert und bietet jede Menge Spaß mit einer originellen Story. Für mich persönlich war der Film eines der großen Highlights des ersten für das Jahr 2015. Ein richtiges Filmjuwel mit großem Potential, das einen internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Also, auf keinen Fall im Kino verpassen, denn bei einem großen Erfolg schaffen es vielleicht auch die anderen Mara-Bücher auf die große Leinwand. Würde ich richtig klasse finden!

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