Alle Filme haben ein Grundthema, das mehr oder weniger glaubwürdig
bedient wird. Während ein Teil auf realistische Daten setzt, steht bei den
anderen knallige Action und schöne Bilder im Vordergrund.
Auch in diesem konkurrieren zwei Filme mit ähnlichen Themen um die
Gunst der Zuschauer. In beiden wird versucht eine Weltraummission mit
tragischem Ausgang möglichst realistisch darzustellen, was beiden auch recht
gelingt. Während es in Europa Report um eine mögliche Expedition zum
Jupitermond Europa und einem möglichen Erstkontakt geht, wird in Gravity
konsequent eine dramatische Notsituation im Weltraum durchgespielt. Aber damit
enden auch die Ähnlichkeiten schon. Beide Regisseure setzen auf eine Erzählweise,
die unterschiedlicher nicht sein kann. Während Europa Report als Dokumentation
im Stil von District 9 gedreht ist, kommt Gravity mit einer prall gefüllten
Spielfilmhandlung daher, die fast schon in Echtzeit (die Dauer eines Orbits)
abläuft. Beide haben ihre Qualitäten.
Sebastián Cordero lässt in Europa Report eine Crew von sieben
Astronauten zum Jupiter aufbrechen, um dort die Geheimnisse unter dem Eis des
Mondes Europa zu ergründen. Schon seit vielen Jahren wird angenommen, dass sich
unter dem weißen Panzer ein gewaltiger Ozean befindet, der von thermalen
Quellen geheizt wird. Und eben weil Wasser in flüssigen Zustand dort existieren
könnte, wäre sogar einfaches Leben möglich. Drehbuchautor Philip Gelatt spielt
diese Theorie sehr konsequent durch, denn als die Crew der Europa tatsächlich
Hinweise auf Leben findet, wendet sich das Blatt der Geschichte. Zuerst geht
man davon aus, dass man nur einzelliges Leben findet, aber da irrt man sich.
Unter dem Eis wartet eine weitaus gefährlichere Lebensform, die sich nach und
nach die Besatzungsmitglieder vornimmt…
So interessant Europa Report beginnt, so schnell versickert die
Handlung in einen drögen Horrorplot, der schon am Anfang vorhersehbar ist. Die
Crew wird nacheinander gemeuchelt, teils aus eigener Dummheit, teils von jenem
Wesen, von dem man bis zum Schluss nur einige Leuchtzeichen ausmacht. Am Ende
hat man das Gefühl alles schon einmal besser gesehen zu haben, auch wenn die
Spezialeffekte recht beeindruckend sind. Aber auch schon größere Produktionen
haben gezeigt, dass eine gute Tricktechnik nicht über massive Mängel in der
Story hinweghelfen kann.
Alfonso Cuarón (Harry Potter und der Gefangene von Askaban) wartet in
Gravity mit einer bodenständigeren Geschichte auf. Er führt den Zuschauer in den
nahen Erdorbit und spielt ein Szenario durch, vor dem es die gesamten
raumfahrenden Nationen graut: Die Heimsuchung durch ein Trümmerfeld von
Satelliten, das sich sehr schnell im Orbit bewegt, um alles zu vernichten, was
in seinem Weg ist. Dies geschieht als die Russen mit einer Rakete versehentlich
einen ihrer eigenen Trabanten vernichtet. Zu dieser Zeit befindet sich auch das
Space Shuttle Explorer im Orbit, um Arbeiten am Hubble Teleskop durchzuführen.
Die beiden Astronauten Ryan Stone und Matt Kowalski schaffen es nicht rechtzeitig
zurück ins Shuttle, Stone wird sogar durch die Trümmer in den Weltraum geschleudert.
Nun beginnt ein gnadenloser Kampf ums Überleben...
Gravity ist ein Kammerspiel, in dem Sandra Bullock zeigt, dass sie auch
alleine einen Film tragen kann. Zudem bekommt der Zuschauer noch Spezialeffekte
in reinster 3D-Optik geboten, die allerdings kein Mittel zum Zweck sind,
sondern sich der Dramaturgie unterordnen. Der Zuschauer geniest einen
grandiosen Ausblick auf die Erde, fiebert aber gleichzeitig mit Stone. Tatsächlich
läuft die Handlung so geradlinig ab wie ein Notfallprotokoll der NASA, was auch
einiges für sich hat. Die Odyssee führt dann auch über die zerstörte Explorer
zur ISS bis hin zur chinesischen Raumstation Tiangong, hier bereits
fertiggestellt. Dabei bemüht sich Cuarón alles möglichst realistisch ablaufen
zu lassen, was ihm sehr gut gelingt. Interessanterweise hat man darauf
verzichtet aufwendige Toneffekte im Weltraum erklingen zu lassen, was den
Realismus noch etwas mehr steigert. Man hört nur das, was die Astronauten in
ihren Anzügen auch hören. Dies wirkt vor allem bei den Zerstörungsszenen sehr
gespenstisch, da alles komplett geräuschlos abläuft. Eine Tatsache, die das
Kinoerlebnis noch intensiviert.
Europa Report ist ein sehenswerter, sehr solider SF-Film, der
allerdings nur wenige Überraschungen bietet. Zwar kann er mit einer illustren
Schar von Darstellern wie Shalto Copley (District 9) oder Michael Nyqvist
(Millenium-Trilogie) und exzellenten Effekten aufwarten, aber leider hebt ihn
das nicht über den normalen Durchschnitt. Anders sieht es schon bei Gravity
aus. Sandra Bullock und George Clooney tragen eine sehr durchdachte, oft
hochdramatische Story, in der es vor allem auch um die leisen Töne geht. Vor
allem die Leistung von Bullock als gebrochene Heldin ist sehr bemerkenswert.
Auch Gravity wartet mit sehr guten Spezialeffekten auf, wobei diese nur den
Hintergrund für die Geschichte bilden. Ebenfalls beeindruckend ist der
geschickte Umgang mit 3D, mit dem der Zuschauer noch intensiver in den Film
reingezogen wird. Meiner Meinung ist Gravity einer der besten Filme des Jahres
2013 und absolut sehenswert.
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