Meistens schaue ich, dass ich zum Startwochenende in einen
Film reinkomme. Wenn ich das nicht schaffe, bekomme meistens nicht die Kurve
ihn noch auf der Leinwand zu sehen, was manchmal gar nicht so tragisch ist. Man
kann sich ja den entsprechenden Streifen auch auf Blu-ray oder DVD ausleihen,
falls man das möchte.
Django Unchained wollte ich unbedingt im Kino sehen, weil Quentin Tarantino mich bisher nicht enttäuscht hat. Kaum ein Regisseur kann im
allgemeinen Mainstreambetrieb mitschwimmen und dennoch sein Ding machen. Oft
mischen sich die Majorstudios massiv in die Produktion ein, was auch schon
Regisseure wie Ridley Scott oder James Cameron schmerzlich erfahren mussten.
Dennoch ist es Tarantino bisher immer gelungen seine Vision eines Films auf die
Leinwand zu bringen; meistens jedenfalls.
Einen Western wollte der Regisseur schon lange machen, aber
Hollywood ist dem alten Genre zurzeit etwas negativ eingestellt. Wer will schon
einen Farbigen und einen Deutschen gemeinsam durch die Prärie reiten sehen?
Zudem noch in einem Film, der sich deutlich an den Spaghettiwestern von Sergio
Leone oder Sergio Corbucci orientiert? Die Antwort ist einfach, denn Django
Unchained ist einer der ersten Blockbuster des Jahres 2013. Das Genre ist halt
einfach nicht totzukriegen.
Tarantino sattelt den alten Gaul mit originellen Ideen auf
und bietet eine spannende, stellenweise brutale Handlung, die vor allem bei den
Folterszenen Beklemmungen hervorruft. Wenn Jamie Foxx seinen ersten Auftritt in
Ketten hat, beschleicht den Zuschauer ein seltsam unangenehmes Gefühlt.
Spätestens wenn ein entflohener Sklave von Hunden getötet wird, ist man von
Sklaverei angewidert. Kein Wunder, denn der Regisseur geht in seinem Film etwas
weiter als andere, die ähnliche Themen behandelt hat. Er besitzt den Mut
ungeschönt zu zeigen wie es vor dem amerikanischen Bürgerkrieg in den
Südstaaten zugegangen ist.
Auf der anderen Seite versteht es Quentin Tarantino seinen
gewohnt schwarzen, oft sehr skurrilen Humor in die sehr gradlinige
Rachegeschichte mit einfließen zu lassen. Vor allem das Gespann Foxx und Walz
erweisen sich als wahrer Glücksgriff. Beide spielen sich in die Hände, was vor
allem Christoph Walz mit seinen oft gespreizten Dialogen zugutekommt. Schon
schnell stellt sich heraus, dass Dr. King Schultz Django helfen wird, aus
welchen Beweggründen auch immer. Vielleicht vor auch deswegen, weil die Frau
des Sklaven mit den Namen Broomhilda von Schaft heimatliche Gefühle in ihm
weckt. Allein schon die Wahl dieses Namens wird von Hilda wird dem einen oder
anderen Kinofan ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Sollte es sich bei ihr
wirklich um die Oma von John Shaft handeln? Reine Spekulation… :-)
Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gute Handlung ist
natürlich der Bösewicht. Hier bietet Leonardo DiCaprio eine der besten schauspielerischen
Leistungen seiner bisherigen Karriere. Calvin Candle ist oberflächlich ein
absoluter Genussmensch mit einem Hang zur Gewalt, aber unter seiner Schale hat
sich ein absoluter Psychopath mit einem grausamen Geschäftssinn versteckt, den
DiCaprio in gezielten Ausbrüchen erscheinen lässt.
Tarantino gelingt es, wie beispielsweise in Kill Bill oder Inglorious Basterds, seine Geschichte in einigen Sequenzen total zu
überzeichnen, vor allem was die Gewalt angeht. Literweise wird Blut über
idyllische Baumwollpflanzen verspritzt, Kniescheiben werden zerschossen und der
Regisseur jagt sich selbst mit Dynamit in die Luft. Das hört sich brutal an,
ist aber so überspitzt, dass es total unglaubwürdig ist. Aber genau das ist es,
was bei einem Tarantino auch einen Teil des Flairs ausmacht.
Auch wenn Django
Unchained etwas an Kill Bill
erinnert, macht der Streifen eine jede Menge Spaß. Gekonnt fängt Quentin
Tarantino die Atmosphäre der alten Spaghettiwestern ein und verbindet sich
nicht nur mit Elementen der amerikanischen Vorbilder, sondern auch mit denen
des modernen Kinos. Garniert wird das Ganze mit einer sehr atmosphärischen
Musikmischung, bei der das Werk von Ennio Morricone ganz klar zu erkennen ist.
Tarantino möchte mit dem italienischen Komponisten schon seit Jahren
zusammenarbeiten, aber bisher hat es sich nicht ergeben. Aber immerhin ist eins
der Stück von Morricone für diesen Filmen komponiert wurden.
Wer Western oder eine gut gemachte Rachegeschichte mag,
kommt bei Django Unchained auf seine
Kosten. Vor allem handelt es sich mal endlich wieder um einen Film, der sich
deutlich von dem üblichen Hollywoodbrei mit transformierenden Robotern oder
ähnlichem abhebt.
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