Litertaturverfilmungen sind so eine Sache, denn jeder Leser
hat eigene Vorstellungen, was auf der Leinwand erscheinen sollte. Dabei ist es
manchmal vorteilhaft, wenn der Autor selbst am Drehbuch Hand anlegt, was aber
manchmal auch nach hinten losgehen kann. Solche Erfahrungen musste unter
anderem auch Stephen King machen, aber nun auch Seth Graham-Smith.
Sein Roman Abraham
Lincoln: Vampire Hunter besitzt einen großen Reiz in seiner Originalität.
Die Geschichte eines Vampirjägers um einen der bedeutendsten amerikanischen
Präsidenten ist nicht leicht, aber Graham-Smith verband geschickt historische
Fakten mit einer fiktionalen Geschichte, die vor allem durch ihren
Tagebuchcharakter bestach. Mit großem Ideenreichtum führte er den Leser zu dem
Plot, dass der amerikanische Bürgerkrieg im Grunde genommen die
Auseinandersetzung zwischen gegnerischen Vampirgruppen war, von denen eine die
Sklaverei aus naheliegenden Gründen propagierte, die andere sich eher berufen
sah, den Lebenden in den aufstrebenden USA eine reale Chance zu geben. Dabei
versüßte er das Lesen mit zahlreichen Gags, wie beispielsweise, dass der Secret
Service ursprünglich aus Vampiren bestand. Deswegen auch die dunklen Anzüge und
die schwarzen Sonnenbrillen.
Diese Originalität geht der Verfilmung des Romans verloren.
So werden die Jugendjahre Lincolns sowie sein Zusammentreffen mit Henry
Sturgess, seinem Mentor, auf ein Minimum reduziert. Ganze interessante
Handlungsstränge werden einfach weg gelassen, um oft gut choreographierter
Action Platz zu machen. Schon mit dem Wächter-Filmen
und Wanted hat Timur Bekmambetov sein Händchen für einen
gewissen visuellen Stil bewiesen, zeigt aber hier in vieler Hinsicht wie sehr
man es damit übertreiben kann. Als actionorientierter Horrorfilm funktioniert Abraham Lincoln: Vampirjäger recht gut,
doch als Literaturverfilmung versagt er dabei auf ganzer Linie. Schade, denn
die Vorlage besitzt ein Potential, mit dem man auch vielen Zuschauer hätte
erfreuen können. So hat Seth Graham-Smith, wenn man es ganz eng sieht, sein eigenes
Werk verraten und es teilweise so zurecht gezimmert, dass eine eindeutige
Identifikation der Vorlage oft schwerfällt.
Wenn man den Film
nicht mit seiner Vorlage vergleicht, bekommt man zwar etwas kruden Horror
geboten, der durch den visuellen Stil des Regisseurs besticht. Ein richtiges
Genrehighlight ist der Streifen allerdings nicht unbedingt. Auf der anderen
Seite sollte man es mir vielleicht auch abgewöhnen vor einer
Literaturverfilmung die Vorlage zu lesen. Meistens wird man dabei enttäuscht,
weil man zu hohe Erwartungen hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen