6. Februar 2013

Abraham Lincoln: Vampirjäger



Litertaturverfilmungen sind so eine Sache, denn jeder Leser hat eigene Vorstellungen, was auf der Leinwand erscheinen sollte. Dabei ist es manchmal vorteilhaft, wenn der Autor selbst am Drehbuch Hand anlegt, was aber manchmal auch nach hinten losgehen kann. Solche Erfahrungen musste unter anderem auch Stephen King machen, aber nun auch Seth Graham-Smith.

Sein Roman Abraham Lincoln: Vampire Hunter besitzt einen großen Reiz in seiner Originalität. Die Geschichte eines Vampirjägers um einen der bedeutendsten amerikanischen Präsidenten ist nicht leicht, aber Graham-Smith verband geschickt historische Fakten mit einer fiktionalen Geschichte, die vor allem durch ihren Tagebuchcharakter bestach. Mit großem Ideenreichtum führte er den Leser zu dem Plot, dass der amerikanische Bürgerkrieg im Grunde genommen die Auseinandersetzung zwischen gegnerischen Vampirgruppen war, von denen eine die Sklaverei aus naheliegenden Gründen propagierte, die andere sich eher berufen sah, den Lebenden in den aufstrebenden USA eine reale Chance zu geben. Dabei versüßte er das Lesen mit zahlreichen Gags, wie beispielsweise, dass der Secret Service ursprünglich aus Vampiren bestand. Deswegen auch die dunklen Anzüge und die schwarzen Sonnenbrillen.

Diese Originalität geht der Verfilmung des Romans verloren. So werden die Jugendjahre Lincolns sowie sein Zusammentreffen mit Henry Sturgess, seinem Mentor, auf ein Minimum reduziert. Ganze interessante Handlungsstränge werden einfach weg gelassen, um oft gut choreographierter Action Platz zu machen. Schon mit dem Wächter-Filmen und Wanted hat Timur Bekmambetov sein Händchen für einen gewissen visuellen Stil bewiesen, zeigt aber hier in vieler Hinsicht wie sehr man es damit übertreiben kann. Als actionorientierter Horrorfilm funktioniert Abraham Lincoln: Vampirjäger recht gut, doch als Literaturverfilmung versagt er dabei auf ganzer Linie. Schade, denn die Vorlage besitzt ein Potential, mit dem man auch vielen Zuschauer hätte erfreuen können. So hat Seth Graham-Smith, wenn man es ganz eng sieht, sein eigenes Werk verraten und es teilweise so zurecht gezimmert, dass eine eindeutige Identifikation der Vorlage oft schwerfällt.

Wenn man den Film nicht mit seiner Vorlage vergleicht, bekommt man zwar etwas kruden Horror geboten, der durch den visuellen Stil des Regisseurs besticht. Ein richtiges Genrehighlight ist der Streifen allerdings nicht unbedingt. Auf der anderen Seite sollte man es mir vielleicht auch abgewöhnen vor einer Literaturverfilmung die Vorlage zu lesen. Meistens wird man dabei enttäuscht, weil man zu hohe Erwartungen hat.

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