Zu den Filmen von Ridley Scott habe ich ein ganz besonderes
Verhältnis, da er im Laufe der Zeit einem meiner Lieblingsregisseure geworden
ist. Kein Wunder, stammt doch einer meiner beiden absoluten Lieblingsfilme von
ihm: Blade Runner. Selten hat ein
Film ein Genre so definiert wie dieser, abgesehen vielleicht von Alien, der ja bekanntlich auch von dem
Briten inszeniert worden ist. Obwohl Blade Runner heute einen absoluten Ruf
als Klassiker hat, war Scott lange Zeit als Kassengift in Hollywood verrufen. Vor allem auch
deswegen, weil sein extravaganter Nachfolgefilm Legende ebenfalls zu seiner Zeit von niemandem gesehen werden
wollte. Erst mit Black Rain kam der
Erfolg wieder, doch seinen Ruf als Meisterregisseur erlangte er mit Thelma & Louise und seit er einen
Regie-Oscar für Gladiator bekommen
hat, spielt er auch in der obersten Liga der amerikanischen Traumfabrik mit.
Nun hat sich Ridley Scott nach fast 30 Jahren wieder der
Science Fiction zugewandt. Ursprünglich war Prometheus
als reines Prequel zu Alien geplant,
wobei sich Scott auf die Produzentenrolle einschränken wollte. Doch das
produzierende Studio, 20th Century Fox, hatte kein Vertrauen in einen jungen
Regisseur, sondern wollte Scott für das Projekt. Mit seiner intensiveren
Teilnahme mutierte Prometheus dann
auch zu dem Film, der Anfang August 2012 in den deutschen Kinos startete.
Archäologen entdecken im letzten Drittel des 21.
Jahrhunderts Hinweise auf der Erde, die den Schluss nahelegen, dass die
Menschen nicht von der Erde stammen. Vielmehr sollen sie von einer Urrasse nach
ihrem Bild geschaffen worden sein. Als die Wissenschaftler Dr. Elizabeth Shaw
und Dr. Charlie Holloway ihre Funde ausgewertet haben, rüstet der Milliardär
Peter Weyland eine Expedition zu einem fernen Planeten aus, um herauszufinden
was an den Annahmen des Paares dran ist. Als das Raumschiff Prometheus mit seiner Crew am Ziel
eintrifft, ist die Überraschung groß. Tatsächlich findet man dort Hinweise auf
eine außerirdische Zivilisation. Aber die Vorfreude wird schnell getrübt, denn
auf dem Mond des Gasplaneten LV-223 ist nicht alles so wie es die Wissenschaftler
erwartet haben…
Bei der Arbeit an Prometheus
ließen sich die Macher nicht von Alien
und seinen Nachfolgern inspirieren, sondern vielmehr von den Theorien von Erich
von Däniken, die er in seinem Buch u. a. Erinnerungen
an die Zukunft postuliert hat. Zwar spielt der Streifen im gleichen
Universum wie seine Vorgänger, aber damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten
der Story. Doch anhand des Designs der Außerirdischen, an denen auch wieder H.
R. Giger beteiligt war, wird schnell klar, um was es sich handelt.
Scott inszeniert seinen Film sehr kühl und in der Form eines
harten SF-Romans mit wissenschaftlichem Hintergrund. Dabei kombiniert er, oft
etwas zu plakativ, noch Motive aus B-Monsterfilmen sowie der derzeit
vorherrschenden Zombie-Welle. Leider bleibt dabei oft die eigentliche
Geschichte selbst auf der Strecke, die sehr großes Potential hat. Sehr
auffallend ist es auch wie sehr auf eine Fortsetzung von Prometheus hingearbeitet wird, was nicht verwunderlich ist. Das
Projekt ist auf mindestens zwei Filme ausgelegt.
Beim Drehbuch ist die Handschrift von Lost-Autor Damon Lindelof deutlich zu spüren. In der ersten Hälfte
des Films wird dann auch ein recht interessanter Handlungsbogen aufgebaut, der
aber zum Ende hin leider etwas zu sang- und klanglos verpufft, um den Pfad für
ein relativ offenes Ende mit einem recht gelungenen Abschlussgag zu ebnen.
Es ist wohltuend während der derzeitigen Fantasywelle im
Kino mal wieder einen reinen SF-Film zu sehen. Scott zeigt deutlich das
Potential, mit dem man zu rechnen hat, wenn jemand einen ernstzunehmenden
Genrefilm macht. Aber auch wenn der Stil, die Effekte und das Ambiente stimmen,
so baut Prometheus noch lange nicht
die beklemmende Atmosphäre von Alien auf. Auch scheint dem ganzen auch etwas
der Drive zu fehlen, denn Ridley Scott zeigt sich nicht unbedingt in
Höchstform.
Außerdem ist der Film auch leider etwas schwer einzuschätzen,
denn wie bei fast allen Scott-Streifen bekommt man im Kino wieder nur ein
Fragment zu sehen. Der Regisseur ließ schon bei Interviews durchblicken, dass
mit einer definitiv längeren Fassung zu rechnen ist. Vielleicht werden in
dieser Version auch dann einige Hintergründe klarer, die offensichtlich beim
Schnitt auf der Strecke geblieben sind. Allerdings sollte man nicht mit einer
eklatant längeren Schnittfassung rechnen wie seinerzeit bei Königreich der
Himmel, die immerhin rund 50 Minuten länger läuft als die Kinoversion.
Am Ende bleibt ein zwiespältiges Gefühl bei Prometheus zurück. Er hat jede Menge
Schauwerte, wartet mit einer sehr guten Starriege auf und bietet auch etwas
Atmosphäre. Schockeffekte werden ebenfalls geboten, nur Spannung will nicht so
richtig aufkommen. Übrigens, das Highlight war für mich Michael Fassbender als David. Bei seiner Darstellung des Vorläufers der Androiden Ash und Bishop
läuft es einem eiskalt den Buckel runter.
…und zum Schluss noch ein kleines Wort zum Soundtrack von Prometheus. Marc Streitenfeld, der aus
dem Umfeld von Hans Zimmer stammt und vor Scott schon verschiedene Projekte
musikalisch unterlegt hat, tritt hier in die Fußstapfen von Jerry Goldsmith,
James Horner, Elliot Goldenthal und John Frizzell. Er liefert eine solide
Filmmusik ab, die die Bilder sehr schön untermalt, aber keine Sekunde mit Jerry
Goldsmiths blankem Horror aus dem Jahr 1979 mithalten kann. Schade, denn gerade
so ein Film hätte ein Soundtrack verdient, der sich mit seinen Vorgängern
messen kann.
2 Kommentare:
Der Android heiss David, nicht Michael, ansonsten, ja: wenn die Langfassung nix rausreisst ist der Streifen in einer Riege mit Freddy vs Jason.Nur macht der mehr Spass.
"...das Highlight war für mich Michael Fassbender als Michael..."
Da ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Danke Emmanuel, habe ich gleich korrigiert.
Gehst ja ganz schön hart ins Gericht mit Prometheus. :-)
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