11. August 2012

Prometheus - Dunkle Zeichen

Zu den Filmen von Ridley Scott habe ich ein ganz besonderes Verhältnis, da er im Laufe der Zeit einem meiner Lieblingsregisseure geworden ist. Kein Wunder, stammt doch einer meiner beiden absoluten Lieblingsfilme von ihm: Blade Runner. Selten hat ein Film ein Genre so definiert wie dieser, abgesehen vielleicht von Alien, der ja bekanntlich auch von dem Briten inszeniert worden ist. Obwohl Blade Runner heute einen absoluten Ruf als Klassiker hat, war Scott lange Zeit als Kassengift in Hollywood verrufen. Vor allem auch deswegen, weil sein extravaganter Nachfolgefilm Legende ebenfalls zu seiner Zeit von niemandem gesehen werden wollte. Erst mit Black Rain kam der Erfolg wieder, doch seinen Ruf als Meisterregisseur erlangte er mit Thelma & Louise und seit er einen Regie-Oscar für Gladiator bekommen hat, spielt er auch in der obersten Liga der amerikanischen Traumfabrik mit.

Nun hat sich Ridley Scott nach fast 30 Jahren wieder der Science Fiction zugewandt. Ursprünglich war Prometheus als reines Prequel zu Alien geplant, wobei sich Scott auf die Produzentenrolle einschränken wollte. Doch das produzierende Studio, 20th Century Fox, hatte kein Vertrauen in einen jungen Regisseur, sondern wollte Scott für das Projekt. Mit seiner intensiveren Teilnahme mutierte Prometheus dann auch zu dem Film, der Anfang August 2012 in den deutschen Kinos startete.

Archäologen entdecken im letzten Drittel des 21. Jahrhunderts Hinweise auf der Erde, die den Schluss nahelegen, dass die Menschen nicht von der Erde stammen. Vielmehr sollen sie von einer Urrasse nach ihrem Bild geschaffen worden sein. Als die Wissenschaftler Dr. Elizabeth Shaw und Dr. Charlie Holloway ihre Funde ausgewertet haben, rüstet der Milliardär Peter Weyland eine Expedition zu einem fernen Planeten aus, um herauszufinden was an den Annahmen des Paares dran ist. Als das Raumschiff Prometheus mit seiner Crew am Ziel eintrifft, ist die Überraschung groß. Tatsächlich findet man dort Hinweise auf eine außerirdische Zivilisation. Aber die Vorfreude wird schnell getrübt, denn auf dem Mond des Gasplaneten LV-223 ist nicht alles so wie es die Wissenschaftler erwartet haben…

Bei der Arbeit an Prometheus ließen sich die Macher nicht von Alien und seinen Nachfolgern inspirieren, sondern vielmehr von den Theorien von Erich von Däniken, die er in seinem Buch u. a. Erinnerungen an die Zukunft postuliert hat. Zwar spielt der Streifen im gleichen Universum wie seine Vorgänger, aber damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten der Story. Doch anhand des Designs der Außerirdischen, an denen auch wieder H. R. Giger beteiligt war, wird schnell klar, um was es sich handelt.

Scott inszeniert seinen Film sehr kühl und in der Form eines harten SF-Romans mit wissenschaftlichem Hintergrund. Dabei kombiniert er, oft etwas zu plakativ, noch Motive aus B-Monsterfilmen sowie der derzeit vorherrschenden Zombie-Welle. Leider bleibt dabei oft die eigentliche Geschichte selbst auf der Strecke, die sehr großes Potential hat. Sehr auffallend ist es auch wie sehr auf eine Fortsetzung von Prometheus hingearbeitet wird, was nicht verwunderlich ist. Das Projekt ist auf mindestens zwei Filme ausgelegt.

Beim Drehbuch ist die Handschrift von Lost-Autor Damon Lindelof deutlich zu spüren. In der ersten Hälfte des Films wird dann auch ein recht interessanter Handlungsbogen aufgebaut, der aber zum Ende hin leider etwas zu sang- und klanglos verpufft, um den Pfad für ein relativ offenes Ende mit einem recht gelungenen Abschlussgag zu ebnen.

Es ist wohltuend während der derzeitigen Fantasywelle im Kino mal wieder einen reinen SF-Film zu sehen. Scott zeigt deutlich das Potential, mit dem man zu rechnen hat, wenn jemand einen ernstzunehmenden Genrefilm macht. Aber auch wenn der Stil, die Effekte und das Ambiente stimmen, so baut Prometheus noch lange nicht die beklemmende Atmosphäre von Alien auf. Auch scheint dem ganzen auch etwas der Drive zu fehlen, denn Ridley Scott zeigt sich nicht unbedingt in Höchstform.

Außerdem ist der Film auch leider etwas schwer einzuschätzen, denn wie bei fast allen Scott-Streifen bekommt man im Kino wieder nur ein Fragment zu sehen. Der Regisseur ließ schon bei Interviews durchblicken, dass mit einer definitiv längeren Fassung zu rechnen ist. Vielleicht werden in dieser Version auch dann einige Hintergründe klarer, die offensichtlich beim Schnitt auf der Strecke geblieben sind. Allerdings sollte man nicht mit einer eklatant längeren Schnittfassung rechnen wie seinerzeit bei Königreich der Himmel, die immerhin rund 50 Minuten länger läuft als die Kinoversion.

Am Ende bleibt ein zwiespältiges Gefühl bei Prometheus zurück. Er hat jede Menge Schauwerte, wartet mit einer sehr guten Starriege auf und bietet auch etwas Atmosphäre. Schockeffekte werden ebenfalls geboten, nur Spannung will nicht so richtig aufkommen. Übrigens, das Highlight war für mich Michael Fassbender als David. Bei seiner Darstellung des Vorläufers der Androiden Ash und Bishop läuft es einem eiskalt den Buckel runter.

…und zum Schluss noch ein kleines Wort zum Soundtrack von Prometheus. Marc Streitenfeld, der aus dem Umfeld von Hans Zimmer stammt und vor Scott schon verschiedene Projekte musikalisch unterlegt hat, tritt hier in die Fußstapfen von Jerry Goldsmith, James Horner, Elliot Goldenthal und John Frizzell. Er liefert eine solide Filmmusik ab, die die Bilder sehr schön untermalt, aber keine Sekunde mit Jerry Goldsmiths blankem Horror aus dem Jahr 1979 mithalten kann. Schade, denn gerade so ein Film hätte ein Soundtrack verdient, der sich mit seinen Vorgängern messen kann. 


2 Kommentare:

Emme73 hat gesagt…

Der Android heiss David, nicht Michael, ansonsten, ja: wenn die Langfassung nix rausreisst ist der Streifen in einer Riege mit Freddy vs Jason.Nur macht der mehr Spass.

Unknown hat gesagt…

"...das Highlight war für mich Michael Fassbender als Michael..."
Da ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Danke Emmanuel, habe ich gleich korrigiert.

Gehst ja ganz schön hart ins Gericht mit Prometheus. :-)