Traditionen sollen gepflegt werden, vor allem, wenn sie positiv sind.
Schon seit einigen Jahren verbringe ich die Ostertage nicht zuhause, sondern
bei einer sehr guten Freundin in Bad Homburg. Hier finde ich Zeit dem normalen
Alltag etwas zu entfliehen und die Seele einfach baumeln zu lassen. Hinzu kommt
noch ein schönes Kulturprogramm, das ohne jeglichen Stress oder Druck
durchgezogen wird.
In diesem Jahr ging es am Ostersamstag wieder nach Frankfurt. Schon vor
einigen Monaten hatten wir unser Programm für diesen Tag abgesprochen. Mir
steckte das frisch umgebaute Deutsche Filmmuseum in der Nase. Für einen Filmfan
wie mich ab und zu einfach ein Muss, denn hier befinden sich einige Raritäten,
die man nicht so oft zu sehen bekommt. Schon bei meinen Recherchen im Internet
war mit klar: Ich musste ein Foto von dem Alien-Kostüm
haben. Als es Bestandteil der Giger-Ausstellung von rund zwei Jahren gewesen
war, durfte man keine Fotos machen. Und da ist auch noch einer Darth Vader-Helm aus The Empire Strikes
Back, den ich mir anschauen musste. Damit schloss sich dann auch ein kleiner
Kreis für mich, denn 2006 hatte ich das Vergnügen Dave Prowse zu begegnen, der
unter der Maske des Dunklen Lord der Sith gesteckt hatte.
Das Deutsche Filmmuseum am Museumsufer in Frankfurt/Main wurde im
letzten Jahr komplett umgebaut. Die Dauerausstellung wurde etwas angepasst und
auch mehr Raum für Sonderausstellungen geschaffen. In diesem Jahr beschäftigte
sich die Sonderausstellung mit dem Phänomen Charlie Chaplin, wobei man hauptsächlich
auf die Vermarktung seines Tramps einging. Zahlreiche Memorabilien aus einer
privaten Sammlung, die dem Museum zur Verfügung gestellt wurden, konnten dort
bewundert werden. Interessanter gab es schon lange vor Star Wars ganz klare Vermarktungsstrategien; wobei Puppen und
anderes Spielzeug nur die Spitze des Eisbergs darstellten. Gerade am Beispiel
von Charlie Chaplin ist dies sehr interessant. Immerhin war er seinerzeit
weltweit der populärste Filmstar und ein genialer Filmemacher, wie
beispielsweise sein Der große Diktator
eindrucksvoll beweist.
Das Filmmuseum ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn ein einmaliger
Besuch der Dauerausstellung ausreichend ist. Interessant sind die
Sonderausstellungen, deren Exponate oft beeindruckend sind. Meine persönlichen
Highlights sind auf jeden Falls der lebensgroße Xenomorph aus Alien, der Vader-Helm, die Originalfigur
von Jack Skellington aus Nightmare before
Christmas sowie die zahlreichen Originalzeichnungen aus diversen
Disney-Klassikern. Interessanterweise werden auch einige bedeutende Filmpreise
präsentiert. Da wäre der Academy Award,
den Maximillian Schell für seine Rolle Das
Urteil von Nürnberg bekommen hat. Aber auch mal einen Golden Globe, ein Bambi
und ein Goldenes Filmband zu sehen
hat auch was für sich. Es wurde eine beeindruckende Ausstellung
zusammengestellt, die auch einiges für die Fans des phantastischen Films zu
bieten hat. Hinzu kommen auch noch interaktive Ausstellungsstücke wie ein
Greenscreen oder ein Raum, in dem Beleuchtungseffekte ausprobiert werden können.
Eigentlich hatten wir noch einen ausgedehnten Einkaufsbummel durch die
Frankfurter Innenstadt geplant, doch meine Gastgeberin hatte noch eine
Überraschung für mich bereit: den Besuch der Tutanchamun-Ausstellung in
Frankfurt. Die hatte ich eigentlich nicht eingeplant, aber war dennoch von ihr
beeindruckt.
Vorausschickend muss gesagt werden, dass, verständlicherweise, keine
Originale ausgestellt werden. Diese sind einfach zu wertvoll um Ägypten zu
verlassen. Allein die Goldmaske des Pharaos besitzt einen Wert, den keine
Versicherung der Welt abdecken könnte. Allerdings bekommt man sehr hochwertige
Kopien geboten, die einen sehr guten Eindruck von den Möglichkeiten der antiken
ägyptischen Kunst geben. Über die Art wie der Fund gemacht wurde, kann man streiten.
Für mich ist Howard Carter nicht der strahlende Held, wie er in der Ausstellung
dargestellt wird. Vielmehr ist er ein besserer Grabräuber, denn was er und sein
Team bei den Untersuchungen des Grabes zerstört haben, ist aus heutiger Sicht
untragbar. Es wird in der Ausstellung nicht erwähnt, wie Carter die eigentliche
Mumie des Kindkönigs geborgen hat. Man hat Tutanchamun zersägt und sich gar
keine Mühe gemacht ihn von dem ihn verankerten Harz zu lösen, sondern riss ihn
einfach raus. Diese Vergewaltigung der Leiche macht heute eine Analyse der
Todesursache sehr erschwert.
Nichtsdestotrotz bekommt man auf der Tour sehr interessante
Informationen geboten. Die Ausstellungsstücke selbst wissen zu beeindrucken,
wobei die berühmte Goldmaske der absolute Höhepunkt ist. Da ich sie bisher nur
von Fotos kannte, war ich schön etwas geplättet als ich die vielen anderen
Details erkannte, die mir bisher entgangen waren. Beispielsweise die Maske von
Hinten zu sehen oder festzustellen, dass auch in ihrem Innern zahlreiche
Schriftzeichen zu finden sind. Ich war ehrlich gesagt etwas sprachlos, denn mit
so etwas hatte ich nicht gerechnet.
Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, machten wir uns auf den
Heimweg. Der Rest des Wochenendes stand im Zeichen der Entspannung. Neben einem
ausgedehnten Spaziergang kam ich auch noch dazu einige Sachen
schriftstellerisch aufzuarbeiten, die ich schon länger vor mir hergeschoben
habe, wie beispielsweise eine längst überfällige Rezension für den Häxler.
Außerdem konnte ich noch eine kleine Romanidee etwas näher textlich festhalten,
mit der ich mich in der nächsten Zeit etwas auseinandersetzen will.
In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, sitze ich noch in
Ober-Erlenbach und genieße die letzten Stunden hier, bevor mich dann der Alltag
morgen wieder hat. Auch wenn es nur ein verlängertes Wochenende war, hat es
meinen leeren Akku wieder aufgefüllt. War lange mal wieder fällig… :-)
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