9. April 2012

Von Pharaonen und Aliens


Traditionen sollen gepflegt werden, vor allem, wenn sie positiv sind. Schon seit einigen Jahren verbringe ich die Ostertage nicht zuhause, sondern bei einer sehr guten Freundin in Bad Homburg. Hier finde ich Zeit dem normalen Alltag etwas zu entfliehen und die Seele einfach baumeln zu lassen. Hinzu kommt noch ein schönes Kulturprogramm, das ohne jeglichen Stress oder Druck durchgezogen wird.

In diesem Jahr ging es am Ostersamstag wieder nach Frankfurt. Schon vor einigen Monaten hatten wir unser Programm für diesen Tag abgesprochen. Mir steckte das frisch umgebaute Deutsche Filmmuseum in der Nase. Für einen Filmfan wie mich ab und zu einfach ein Muss, denn hier befinden sich einige Raritäten, die man nicht so oft zu sehen bekommt. Schon bei meinen Recherchen im Internet war mit klar: Ich musste ein Foto von dem Alien-Kostüm haben. Als es Bestandteil der Giger-Ausstellung von rund zwei Jahren gewesen war, durfte man keine Fotos machen. Und da ist auch noch einer Darth Vader-Helm aus The Empire Strikes Back, den ich mir anschauen musste. Damit schloss sich dann auch ein kleiner Kreis für mich, denn 2006 hatte ich das Vergnügen Dave Prowse zu begegnen, der unter der Maske des Dunklen Lord der Sith gesteckt hatte.

Das Deutsche Filmmuseum am Museumsufer in Frankfurt/Main wurde im letzten Jahr komplett umgebaut. Die Dauerausstellung wurde etwas angepasst und auch mehr Raum für Sonderausstellungen geschaffen. In diesem Jahr beschäftigte sich die Sonderausstellung mit dem Phänomen Charlie Chaplin, wobei man hauptsächlich auf die Vermarktung seines Tramps einging. Zahlreiche Memorabilien aus einer privaten Sammlung, die dem Museum zur Verfügung gestellt wurden, konnten dort bewundert werden. Interessanter gab es schon lange vor Star Wars ganz klare Vermarktungsstrategien; wobei Puppen und anderes Spielzeug nur die Spitze des Eisbergs darstellten. Gerade am Beispiel von Charlie Chaplin ist dies sehr interessant. Immerhin war er seinerzeit weltweit der populärste Filmstar und ein genialer Filmemacher, wie beispielsweise sein Der große Diktator eindrucksvoll beweist.

Das Filmmuseum ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn ein einmaliger Besuch der Dauerausstellung ausreichend ist. Interessant sind die Sonderausstellungen, deren Exponate oft beeindruckend sind. Meine persönlichen Highlights sind auf jeden Falls der lebensgroße Xenomorph aus Alien, der Vader-Helm, die Originalfigur von Jack Skellington aus Nightmare before Christmas sowie die zahlreichen Originalzeichnungen aus diversen Disney-Klassikern. Interessanterweise werden auch einige bedeutende Filmpreise präsentiert. Da wäre der Academy Award, den Maximillian Schell für seine Rolle Das Urteil von Nürnberg bekommen hat. Aber auch mal einen Golden Globe, ein Bambi und ein Goldenes Filmband zu sehen hat auch was für sich. Es wurde eine beeindruckende Ausstellung zusammengestellt, die auch einiges für die Fans des phantastischen Films zu bieten hat. Hinzu kommen auch noch interaktive Ausstellungsstücke wie ein Greenscreen oder ein Raum, in dem Beleuchtungseffekte ausprobiert werden können.

Eigentlich hatten wir noch einen ausgedehnten Einkaufsbummel durch die Frankfurter Innenstadt geplant, doch meine Gastgeberin hatte noch eine Überraschung für mich bereit: den Besuch der Tutanchamun-Ausstellung in Frankfurt. Die hatte ich eigentlich nicht eingeplant, aber war dennoch von ihr beeindruckt.

Vorausschickend muss gesagt werden, dass, verständlicherweise, keine Originale ausgestellt werden. Diese sind einfach zu wertvoll um Ägypten zu verlassen. Allein die Goldmaske des Pharaos besitzt einen Wert, den keine Versicherung der Welt abdecken könnte. Allerdings bekommt man sehr hochwertige Kopien geboten, die einen sehr guten Eindruck von den Möglichkeiten der antiken ägyptischen Kunst geben. Über die Art wie der Fund gemacht wurde, kann man streiten. Für mich ist Howard Carter nicht der strahlende Held, wie er in der Ausstellung dargestellt wird. Vielmehr ist er ein besserer Grabräuber, denn was er und sein Team bei den Untersuchungen des Grabes zerstört haben, ist aus heutiger Sicht untragbar. Es wird in der Ausstellung nicht erwähnt, wie Carter die eigentliche Mumie des Kindkönigs geborgen hat. Man hat Tutanchamun zersägt und sich gar keine Mühe gemacht ihn von dem ihn verankerten Harz zu lösen, sondern riss ihn einfach raus. Diese Vergewaltigung der Leiche macht heute eine Analyse der Todesursache sehr erschwert.

Nichtsdestotrotz bekommt man auf der Tour sehr interessante Informationen geboten. Die Ausstellungsstücke selbst wissen zu beeindrucken, wobei die berühmte Goldmaske der absolute Höhepunkt ist. Da ich sie bisher nur von Fotos kannte, war ich schön etwas geplättet als ich die vielen anderen Details erkannte, die mir bisher entgangen waren. Beispielsweise die Maske von Hinten zu sehen oder festzustellen, dass auch in ihrem Innern zahlreiche Schriftzeichen zu finden sind. Ich war ehrlich gesagt etwas sprachlos, denn mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.

Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Der Rest des Wochenendes stand im Zeichen der Entspannung. Neben einem ausgedehnten Spaziergang kam ich auch noch dazu einige Sachen schriftstellerisch aufzuarbeiten, die ich schon länger vor mir hergeschoben habe, wie beispielsweise eine längst überfällige Rezension für den Häxler. Außerdem konnte ich noch eine kleine Romanidee etwas näher textlich festhalten, mit der ich mich in der nächsten Zeit etwas auseinandersetzen will.

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, sitze ich noch in Ober-Erlenbach und genieße die letzten Stunden hier, bevor mich dann der Alltag morgen wieder hat. Auch wenn es nur ein verlängertes Wochenende war, hat es meinen leeren Akku wieder aufgefüllt. War lange mal wieder fällig… :-)

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