11. März 2012

John Carter


Er ist der Archetyp des einsamen Helden, der sich nicht nur in dem einen oder anderen Science Fiction-Roman tummelt. Im Verlauf der letzten hundert Jahren bedienten sich zahlreiche Kreative an den Elementen, die seine Abenteuer ausmachen. Denkbar einfach wird John Carter aus seiner eigenen Welt gerissen, um sich in einer völlig anderen Umwelt zu behaupten, die fremdartiger nicht sein kann. Es verschlägt ihn auf den Mars, einem sterbenden Planeten, auf dem sich verschiedene Parteien bekriegen, um über die letzten Ressourcen zu herrschen. Dabei verfügt der Erdenmann über das, was ihm die Natur gegeben hat. Durch die geringe Schwerkraft auf dem vierten Planeten besitzt er nicht nur eine enorme Körperkraft, sondern auch die Fähigkeit sprichwörtlich über Wolkenkratzer zu springen. Nur widerwillig muss er sich für eine Seite entscheiden, um letztendlich dann doch seinen eigenen Weg zu gehen. Unterstützt wird er dabei durch neue Freunde, die eben wegen seiner charakterlichen Fähigkeiten gewonnen hat. Aber damit nicht genug, denn mit der Marsprinzessin Dejah Thoris findet er die große Liebe seines Lebens. Nun lastet auf seinen Schultern die Rettung einer ganzen Welt…

Klingt reichlich bekannt? Kein Wunder, denn in letzten einhundert Jahren flossen A Princess of Mars und zahlreiche Elemente aus den zehn folgenden Romanen in viele populäre Werke der phantastischen Literatur ein. Ohne John Carter würde es weder Superman oder andere Superhelden geben; ohne John Carter hätten nie Indiana Jones, Luke Skywalker; Han Solo oder Jake Sully das Licht der Leinwand erblickt. Schließlich stellen im Prinzip nur Variationen des Bürgerkriegsveteranen dar.

Geschaffen wurde John Carter von Edgar Rice Burroughs, der im deutschen Sprachraum vor allem durch seine Schöpfung Tarzan bekannt ist. Aber im Gegensatz zu dem Herrn der Affen war es eine sehr langwierige Angelegenheit bis auch er einen Ausflug ins Kino machen konnte. Dabei besteht das Konzept schon sehr lange. Noch zu Lebzeiten Burroughs war ein Filmprojekt geplant und allein in den letzten dreißig Jahren haben sich zahlreiche Regisseure an der Verfilmung von A Princess of Mars versucht, darunter zahlreiche Stars. Aber so richtig in die Gänge kam John Carter nie. Zuletzt landeten die Filmrechte Mitte der 2000er Jahre bei Paramount, aber über die Planungsphase kam man nie hinaus. Tatsächlich ließ Paramount die Option der Filmrechte auslaufen, um sich mehr auf das Star Trek- und Marvel-Franchise zu konzentrieren.

Am Ende landeten die Rechte bei Disney, die bereits schon Ende der 90er Jahre Tarzan als Zeichentrickversion erfolgreich auf die Leinwand brachten. Aber erst nachdem sich Disney und Pixar verschmolzen nahm ein Film reale Formen an. Unter der Regie von Andrew Stanton entstand eine Version des Stoffes, den spitze Zungen als ersten Realfilm von Pixar sehen könnten. Zu eng ist das bekannte Animationsstudio darin involviert, auch wenn darauf Wert gelegt wird, dass John Carter von Disney selbst kommt. Doch kurz nach der Bekanntgabe der Dreharbeiten wurde es ruhig um die ganze Sache… …bis zur zweite Jahreshälfte 2011 als bei Disney eine großangelegte Präsentation des Films stattfand.

Aber hält John Carter, was er verspricht? Sicher, die Story hat einige ganz „leichte“ Löcher. Vielleicht ist auch etwas übertriebener Pathos im Spiel und auch die Darsteller wirken manchmal etwas hölzern. Doch auf der anderen Seite macht der Streifen richtigen Spaß, denn es tummeln sich zahlreiche exotische Lebewesen auf der Leinwand und gleichzeitig tut sich vor dem Zuschauer ein richtig schöner altmodischer Abenteuerfilm auf, der einfach nur unterhalten will. Und dies bekommt das rund 250 Millionen Dollar teure Stück Eskapismus perfekt hin. Darin liegt dann auch die Stärke von John Carter. Anders als vergleichbare Produktionen bietet er unbeschwerte Unterhalten mit einem kernigen Helden alter Schule, der auch von Zweifeln und einem Trauma geplagt wird. Dabei findet er auf dem Mars eine neue Heimat. Hinzu kommt eine leichte Inszenierung, die zeigt, wie gut Andrew Stanton, immerhin Macher von Hits wie Findet Nemo und Wall-E, auch mit einem mehr oder weniger realen Film zurechtkommt.

Ich persönlich fühlte ich stellenweise wieder in jene Zeit zurückversetzt als ich zum ersten Mal 1978 den wirklich ersten Star Wars-Film, der heute als A New Hope firmiert, im Kino gesehen habe. John Carter ist nicht nur Abenteuer pur, sondern auch Popcornkino von höchster Qualität. Etwa also, was man in der letzten Zeit oft im dem Einheitsbrei von Hollywood vermisst hat. Für mich ein absolutes Muss.

Abschließend noch ein Wort zu einem Element, das mich, als Soundtrackfan, ebenfalls mitgerissen hat. Anders als viele andere Großproduktionen aus den letzten zwei oder drei Jahren beeindruckt John Carter mit einem klar klassisch strukturierten Soundtrack im Stil von John Williams oder Jerry Goldsmith. Michael Giacchino, der ohnehin für die ein oder andere musikalische Überraschung gut ist, komponierte einen epischen Abenteuerscore mit vielen einprägsamen Leitmotiven, wie man es aus den großen Soundtracks kennt. Dennoch wirkt seine Musik frisch und lässt hoffen, dass die Hollywoodstudios endlich zur Besinnung kommen und nicht immer nur zu den Musikbausteinen von Hans Zimmer und den Konsorten von Media Ventures zurückgreifen, deren Kompositionen immer austauschbar sind. Wie ein epischer Soundtrack auszusehen hat, zeigt Michael Giacchino sehr eindrucksvoll. 

 

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