15. Januar 2012

Interessante Neuinterpretation

Remakes sind ein fester Bestandteil in der Hollywoodmaschinerie. Kein Wunder, denn so kann man oft den gleichen Käse mehrmals vermarkten. Ganz beliebt sind Remakes von ausländischen Filmen, die an den US-Kinokassen recht gut liefen, obwohl die sie dort meist mit englischen Untertiteln laufen, da das US-Publikum angeblich keine synchronisierten Filme mag. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass selbst große Produktionen wie Herr der Ringe oder Avatar komplett durchsynchronisiert sind. Aber das ist eine andere Geschichte.

Hollywood bemüht gerne das europäische Kino, wobei die Remakes oft weit hinter dem Original zurückbleiben. Aber es gibt auch positive Beispiele, denn wenn dann noch der gleiche Regisseur am Werk ist, dann werden oft kleinere Fehler aus dem Original ausgemerzt. Aber das ist eher die Ausnahme.

Die schwedischen Verfilmungen von Stieg Larssons Millenium-Trilogie waren weltweit ein Riesenerfolg in den Kinos, obwohl es sich eigentlich um gekürzte Versionen der stark erweiterten TV-Fassungen handelte. Selbst in Hollywood wurde man hellhörig als man von dem immensen Erfolg der Filme hörte, die in Koproduktion mit dem ZDF entstanden. Also musste ein Remake her.

Dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Umsetzung des Romans zum Drehbuch übernahm Steven Zillian (Schindlers Liste, Gangs of New York) und auf dem Regiestuhl nahm David Fincher Platz. Letzteres ist dann auch einer der Hauptfaktoren, warum die amerikanische Version dann auch interessant wird. Fincher  hat mit Streifen wie Sieben oder Zodiac eindrucksvoll sein Händchen für düstere Stoffe bewiesen. Sein oft ungewöhnlicher Inszenierungsstil macht den Film zu einer interessanten Variation eines bereits bekannten Themas.

Natürlich wurde Verblendung auch prominent besetzt. Daniel Craig zeigt sich als glaubwürdiger Enthüllungsjournalist, Christopher Plummer brilliert als Henrik Vanger und Stellan Skarsgård beeindruckt ebenfalls als Martin Vanger. Aber da ist auch die Rolle der Lisbeth Salander, eine der wichtigsten Schlüsselpositionen in der Millenium-Trilogie. Die Latte liegt hoch, denn Noomi Rapace hat die Hackerin perfekt verkörpert. Im Vorfeld zu den Dreharbeiten zu Finchers Version gaben sich alle weibliche Hollywoodstars im richtigen Alter die Klinke in die Hand, um diese Rolle zu ergattern. So waren Namen wie Scarlett Johansson, Ellen Page, Anne Hathaway und Emma Watson im Gespräch. Doch Fincher entschied sich für die relativ unbekannte Rooney Mara, mit der er bereits in The Social Network zusammengearbeitet hat. Mara mag zwar etwas mehr dem amerikanischen Ideal von Lisbeth entsprechen, nichtsdestotrotz schafft sie es ebenfalls auf der Leinwand eine starke Intensität zu verbreiten. Ihre Lisbeth ist genauso glaubwürdig wie jene von Rapace.

Hoch waren die Erwartungen an Verblendung, denn es war klar, dass sich der Film an der schwedischen Verfilmung messen lassen musste. Interessanterweise hat David Fincher eine interessante Variation eines bereits bekannten Themas geschaffen, die für jeden Zuschauer was zu bieten hat. Verblendung ist ein solider Thriller mit einer sehr guten Story und einem überraschenden Plot. Das eigentliche Rätsel in der Geschichte wurde etwas vereinfacht, ist nicht ganz so verschachtelt wie bei den Schweden. Glücklicherweise ist man auch nicht auf die Idee gekommen, die Handlung einfach in die USA zu versetzen. Der Plot lebt von den Schauplätzen in Schweden und kann nicht einfach so transportiert werden.

Verblendung bietet eine etwas andere Interpretation von Stieg Larssons Roman, die es nicht mit den schwedischen Verfilmungen aufnehmen will. Dennoch bekommt man einen Streifen geboten, dessen Unterhaltungsgrad wesentlich höher ist wie bei vielen anderen Filmen, die über derzeit über die Leinwand flimmern. Auf jeden Fall was für einen schönen Kinoabend. Absolut sehenswert.

Kleine Anmerkung: Da mich die Titelsequenz von Verblendung sehr beeindruckt hat, gibt's diesmal keinen Trailer, sondern eben diese Sequenz.... :-)
 

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