Verfilmungen amerikanischer Comics sind eine Sache, doch
wenn es an europäisches Kulturgut geht, dann wird der Blick schon kritischer.
Als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass Steven Spielberg und Peter Jackson
zusammen eine Version des Klassikers Tim
und Struppi auf die Leinwand bringen wollten, war die Überraschung groß.
Vor allem auch deswegen, weil gerade ein amerikanischer Produzent erpicht war
diesen Film zu machen. Europäische Comics haben es sich in den USA schon immer
schwer gemacht. Hits wie Asterix oder Tim und Struppi besitzen dort keinerlei
Bedeutung für die breite Masse. Anders als bei uns.
Steven Spielberg lernte Tintin kennen, als Anfang der 80er
Jahre Jäger des verlorenen Schatzes in einigen Kritiken mit dem Werk Hergés
verglichen wurde. Daraufhin begann er die Comics zu lesen, von denen er
fasziniert war. Bald erwarb er auch die Rechte an dem Stoff, um ihn eventuell
einmal zu drehen. Interessanter sah der Tim
und Struppi-Schöpfer Steven Spielberg als einzigen, der seine Comics ins
rechte Licht rücken könnte. Kein Wunder, denn auch wenn die diversen
Filmadaptionen und TV-Serien recht erfolgreich waren, so richtig bestanden sie
auf International nur selten. Peter Jackson stieß kurz nach der Oscarverleihung
2004 darauf, dass Spielberg die Rechte an den Comics hatte. Auch er hatte schon
einige Zeit einer Verfilmung im Auge, da ihm die Geschichten bereits von
Kindesbeinen bekannt waren. So war es
nur eine Frage der Zeit bis sich die beiden Produzenten zusammentaten.
Die Planung begann noch zu Zeiten als Dreamworks SKG noch
nicht von Paramount gekauft worden war. Nach der Fusion gingen die
Vorbereitungen unter Spielbergs Amblin Entertainment weiter, wobei Jacksons
Wingnut Films als gleichberechtigter Partner diente. Hinzu kommt noch
Kennedy/Marshall Productions. Kathleen Kennedy und Frank Marshall arbeiten seit
einigen Jahrzehnten mit Spielberg zusammen, was eine Teilnahme von ihnen fast
selbstverständlich machte.
Zuerst wollte Paramount Pictures das Projekt allein
finanzieren, doch das Konzept von Spielberg und Jackson erstreckte sich auf
drei Filmen mit horrenden Produktionskosten. So stutzte man das Projekt auf
zwei Filme herunter; je einer von den beiden Meisterregisseuren. Zeitweise war
sogar nur ein Film im Gespräch, doch nach dem Kinostart von Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn
ist nun wieder das Drei-Film-Konzept im Gespräch. Kein Wunder, denn es hat sich
mittlerweile auch mit Columbia Pictures ein weiterer Major zur Mitfinanzierung
eingefunden.
Steven Spielberg betritt mit diesem Film komplettes Neuland,
denn es ist der erste, den er mit Hilfe von Motion Capture gemacht hat. Die
Ergebnisse von Avatar hatten ihn überzeugt diesen Weg zu gehen. Und tatsächlich
macht sich dies im letztenendlichen Produkt bezahlt. So konnte man die Figuren
in ihrer Gestaltung sehr stark an Hergés Vorlage anlehnen, was auf jeden Fall
ein großer Pluspunkt ist.
Für die Geschichte selbst wählte man Elemente aus Die Krabbe mit den goldenen Scheren, Das Geheimnis der Einhorn und Der Schatz Rackhams des Roten aus. Als
Drehbuchautor wählte man Steven Moffat (Dr.
Who, Sherlock) aus. Dieser
stellte die ersten Versionen des Buchs fertig, war aber wegen seiner Rolle als
Produzent von Dr. Who nicht in der Lage eine überarbeitete Version zu liefern. So
übernahmen Edgar Wright (Spaced, Shaun of
the Dead, Hot Fuzz) und Joe Cornish (Shaun
of the Dead, Hot Fuzz) das “Aufpolieren” der Story.
Das Endergebnis kann sich als pralles Popcornkino sehen
lassen, dass seine Vorlage keine Sekunde aus den Augen lässt. Die liebgewonnen
Charaktere sind erkennbar gut umgesetzt worden. Ja selbst die Grundzüge der
zeichnerischen Vorlage von Hergé ist in ihnen zu erkennen. Hinzu kommt eine
technische Ausführung, die wirklich nichts zu wünschen übrig lässt. Zwar wird
der Film gegen Ende hin etwas hektisch, doch insgesamt kann man die Essenz des
gezeichneten Tintins auf jeden Fall erkennen.
Außerdem zeigt es sich einmal mehr, dass, wenn der
Regisseur, die Technik, die Darsteller und die Story stimmen, ein kleines
Meisterwerk auf der Leinwand erscheinen kann, auf das man im Kinojahr 2011 bisher
vergebens gewartet hat. Die Abenteuer von
Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn ist ein Film, den man auf keinen
Fall verpassen sollte.
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