Nachdem mich die vergangene Woche ein falsch verfüllter Zahn etwas aus der Bahn geworfen hat, bin ich nun endlich wieder in der Lage zu bloggen. Was ist passiert? Nun, mein Zahnarzt hat bei der Füllung übersehen, dass er einen Nerv im Backenzahn freigelegt hat. Die Schmerzen waren dann auch entsprechend erquickend, wie man sich vorstellen kann. Aber mittlerweile ist alles wieder schmerzfrei und ich kann mich wieder dem Schreiben widmen.
Ob es nun die Schmerzen waren oder die unwirksamen Schmerzmittel, die ich eingeworfen habe... An dem bewussten Abend nach dem Zahnarztbesuch hatte ich mich dazu entschieden mir endlich Ridley Scotts Gladiator auf Blu-ray anzuschauen. Okay, die Scheibe ist nicht ganz neu, denn schließlich befand sich die Scheibe schon seit der Erstveröffentlichung in meinem Schrank. Natürlich habe ich auch brav die Umtauschaktion von Universal mitgemacht, bei der die fehlerhafte Erstauflage durch eine korrekt abgetastete Version ersetzt wurde.
Gerade bei Gladiator liegen die Maßstäbe, was Bild und Ton betrifft sehr hoch, schließlich die die DVD eine der besten ihrer Art, die jemals erschienen ist. Auch heute noch, über ein Jahrzehnt nach ihrem Erscheinen. Die Blu-ray selbst beeindruckt, in der 10th Anniversary Edition, mit einem nahezu perfekten Bild. So wie man es von einem Film neueren Datums auch erwartet.
Als ich mir nun Gladiator nocheinmal anschaute, erinnerte ich mich daran, wie ich ihn im Kino erlebt hatte. Im Mai 2000 flimmerte der Film von Ridley Scott auch über die deutschen Leinwände, aber ich zog es vor, mir die englische Version in meinem damaligen Stammkino anzuschauen. Einige Wochen zuvor hatte ich den Trailer gesehen. Ich war überrascht, dass sich ein Hollywoodstudio traute nach rund 40 Jahren wieder einen Monumentalfilm mit römischen Inhalten auf die Leinwand zu bringen. Der letzte war Der Untergang des Römischen Reiches von Anthony Mann gewesen. Schon damals hatte sich gezeigt, wie überdrüssig das Kinopublikum den großen Sandalenepen schon war, denn es sollte einen Film in dieser Größenordnung lange nicht mehr geben.
Aber vielleicht ist es dem "Wahnsinn" von Steven Spielberg zu verdanken, dass Gladiator bei seinem Studio Dreamworks realisiert wurde. Dazu noch unter der Regie von Ridley Scott. Der Engländer, der nach Blade Runner lange mit Hollywood zu kämpfen hatte, hatte sich mit Filmen wie Thelma & Louise und 1492 wieder in den Bereich gebracht, der ihn für die amerikanische Filmindustrie interessant machte. Durch extravagante, aber finanziell nicht gerade erfolgreiche Filme wie Blade Runner oder Legend war er etwas ins Abseits geraten. Aber dennoch ließ sich der Regisseur von Alien nicht beirren und blieb seinem Stil treu. Dies machte sich letztendlich bei Gladiator bezahlt.
Auch wenn die Entstehung des Films recht turbulent war, denn bei Drehstart war das Drehbuch noch nicht fertig und der Star des Films erwies sich oft als schwierig und misslaunig, entstand ein Meisterwerk, das alle Erwartungen übertraf. Der Monumentalfilm war nicht tot, er hatte nur ein wenig geschlafen. Dafür wurde Gladiator mit fünf Oscars sowie jede Menge anderer Preise belohnt.
Mein ganz normaler Wahnsinn ging damals soweit, dass ich mir die Doppel-DVD in England orderde, weil sie dort einige Wochen früher herauskam und über einen englischen DTS-Ton verfügte. Eine deutsche Tonspur war (ist) nicht von Nöten, da ich mir die meisten Filme ohnehin in der Originalfassung schaue.
Ich muss gestehen, dass ich ein Faible für solche Großproduktionen habe. Filme wie Ben-Hur, Spartacus oder Die zehn Gebote gehören zu meinen Lieblingsfilmen. Es ist auch immer interessant wie ein Regisseur mit einem epischen Stoff zurecht kommt. Einige legen richtige Meisterwerke hin, andere versagen schon beim Versuch, weil sie sich übernehmen. Ridley Scott hat mehrmals bewiesen, wie gut er ist, wenn es die Erschaffung vergangener und zukünftiger Welten geht. So bleibt Gladiator für mich nach wie vor ein Meisterwerk. Etwas, was man in den letzten zehn Jahren selten auf der Leinwand gesehen hat.