17. April 2011

Wir sind die Nacht

Vampire sind in! Das hat man spätestens mit dem Erfolg der Verfilmungen von Stephenie Meyers Twilight-Romanen gemerkt. Aber im Grunde genommen waren die dezent blassen Blutsauger eigentlich nie weg, wie beispeilsweise Anne Rice oder Wolfgang Hohlbein bewiesen haben.

Bereits vor über einem Jahrzehnt hatte Regisseur Dennis Gansel die Ideen für einen Film, in dem eine mehr als zweihundert Jahre alte Vampirin die Hauptrolle spielen sollte. Er sollte vor dem Hintergrund der Berliner Clubszene spielen sollte. Doch jedes deutsche Studio lehnte den Stoff ab, denn deutsche Horrorfilme funktionieren ja nicht; nach deren Meinung. So ist es dem Vampir-Hype zu verdanken, dass es Wir sind die Nacht dann doch noch auf Leinwand geschafft hat. Allerdings nicht ganz in der Form, wie es der Regisseur und Autor vorgesehen hatte. Sein ursprüngliches Script The Dawn wies einige Parallelen zu den Twilight-Romanen auf. Das ist nicht verwunderlich, denn die Versatzstücke für Vampirstoffe sind, ähnlich wie in der Science Fiction, oft beschränkt. Nach einer massiven Überarbeitung wurde aus The Dawn nun Wir sind die Nacht.

Die Geschichte stellt nun die junge Lena, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und sich mit kleineren Delikten über Wasser hält. Auf einem illegalen Rave trifft sie auf Louise, die sich sofort in sie verliebt. Louise ist allerdings kein Mensch, sondern eine mehr als zweihundert Chefin eines weiblichen Vampir-Trios. Nach der Verwandlung tut sich für Lena ein neues Leben auf, das oberflächlich gesehen ungeahnte Freiheiten bietet. Doch der rücksichtlose Lebensstil von Louise, Charlotte und Nora erweist nicht als gerade ideal. Sie ist keine eiskalte Killermaschine. Zudem verliebt sie sich noch in den jungen Kommissar Tom, der ihr schon länger auf der Spur ist. Diesen Umstand kann wiederum Louise nicht viel abgewinnen...

Das deutsche Horrorfilme funktionieren können, beweist Wir sind die Nacht in handwerklich nahezu perfekter Weise. Nicht nur die Story überzeugt, sondern auch die sehr stilsichere Regie von Dennis Gansel, der vorher schon mit Filmen wie Napola oder Die Welle punkten konnte. Dabei bedient er sich Stilmittel, wie man sie aus amerikanischen Produktionen kennt. Eben weil er dies sehr gekonnt auf die Leinwand bringt, macht der Streifen sehr viel Spaß. Vor allem aber auch, weil er sich dem klassischen Vampir-Bilds bedient. Sein Quartett ergeht sich nicht in romantischem Gesülze, das Vampir-Quartett zieht blutsaugend um die Häuser, wobei die Darstellerinnen, vor allem Nina Hoss als Louise, die Charaktere sehr gut an den Zuschauer bringen. Wir sind die Nacht macht richtig Spaß und hebt sich deutlich von dem mittlerweile gängigen Twilight-Klischee deutlich ab; zum Glück.