15. Juli 2009

Gran Torino

Auch wenn es altmodisch klingen mag: Ich bin nach wie vor ein regelmäßiger Kinogänger. Nur manchmal ist das Problem, dass die wirklich interessanten Filme gar nicht mehr den Weg in die Erstaufführungshäuser finden; zumindest hier in der Provinz. Also muss man oft geduldig sein und warten bis die entsprechenden Sachen auf DVD und Blu-ray erscheinen.

Gran Torino ist ein solcher Streifen. Schon lange bin ich ein großer Fan von Clint Eastwood. Sei es nun als Regisseur oder als Schauspieler. Der fast achtzigjährige Amerikaner überrascht mit seinen Filmen immer wieder, so auch mit Gran Torino. Als besondere Würze kommt hinzu, dass der Meister nicht nur hinter der Kamera steht, sondern auch davor. Eigentlich wollte Eastwood nach Million Dollar Baby nicht mehr als Schauspieler agieren, doch die Rolle des Walt Kowalski übte auf ihn einen Reiz aus, dem er sich anscheinend nicht entziehen konnte.

Walt hat gerade seine Frau verloren. Seine Familie will von dem rassistischen Raubein nichts wissen und zu seinem Ärger lebt nebenan noch eine asiatische Familie. Kowalski war in Korea, wurde dort hochdekoriert und kann nicht verstehen, warum seine ehemaligen Feinde einfach so in sein geliebtes Amerika kommen. Hinzu kommt noch, dass der Nachbarsjunge Thao versucht Walts geliebten Ford Gran Torino zu stehlen. Aber eines Abends ändert sich die Situation schlagartig als eine Jugendgang Thao dazu "überreden" will ihr beizutreten. Als die Gang auf das Grundstück von Walt kommt, greift dieser knallhart durch. Als der alte Mann Thaos Schwester Sue ebenfalls gegen die Gang hilft, freundet er sich mit den Geschwistern und Familien an. Er lernt die Kultur der Hmong kennen. Bald merkt Walt, dass er mit seinen Nachbarn mehr gemeinsam hat als mit seiner eigenen Familie...

Clint Eastwood brilliert einmal mehr in der Rolle des harten Knochens mit weichem Herz. Sofort kommen Erinnerungen an Charaktere wie der Mann ohne Namen, Harry Calahan oder Thomas Highway auf, die er in der Vergangenheit schon verkörpert hat. Walt könnte auch durchaus einer dieser Menschen auf dem Altenteil sein. Doch er zeigt sich sehr vielschichtig, wirkt anfangs verknöchert, zeigt aber im Verlauf des Films, dass er auch über seinen eigenen Schatten springen kann.

Ebenfalls ein interessanter Aspekt ist die Beleuchtung der Hmong in diesem Film. Das asiatische Volk stand während des Vietnamkriegs auf der Seite der Amerikaner, was danach zum Freiwild für die danach kommenden Regimes macht. Aus diesem Grund gibt die USA diesen Menschen die Möglichkeit zur Übersiedlung. Da Eastwood einen aufklärenden Blick auf die Hmong werfen wollte, wurden auch die entsprechenden Rollen mit Hmong besetzt, was für einige Authentizität sorgt.

Im Gegensatz zu Der fremde Sohn verzichtet der Regisseur vollkommen auf die Besetzung von bekannten Stars an seiner Seite. Vielmehr beeindrucken die jungen, unverbrauchten Gesichter mit ihrer starken Leistung. Der Meister selbst bietet hier eine seiner besten Darbietungen seiner Karriere. Gran Torino gehört zu einem der großen Highlights des Kinojahres 2008, das übrigens ein sehr überraschendes Ende liefert.