Filmfans haben manchmal seltsame Wünsche. Schon seit sehr langer Zeit wollte ich mal einem Alien aus dem gleichnamigen Film von Ridley Scott gegenüberstehen. Vor einigen Jahren stand ich mal einer Nachbildung in einem Comicladen in Saarbrücken gegenüber. Daneben stand ein Predator. Damals hatte ich es mir nicht träumen lassen mal einem originalen Alien gegenüberzustehen.
Als ich hörte, dass im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt/Main eine Ausstellung des Schweizer Künstlers H. R. Giger stattfinden sollte, war ganz klar: Da musste ich hin! Schnell waren auch noch einige gute Freunde gefunden, die sich ebenfalls zu dieser Aktion dazugesellen wollten. Gestern war es nun soweit. Der harte Kern des SaarWars-Dinners machte das Deutsche Filmmuseum unsicher. Leider durfte man von der Ausstellung selbst keine Bilder machen, denn der Künstler hatte dies unter Strafe verbieten lassen. Kein Wunder, denn es wurden jede Menge Originale aus dem Fundus von Giger und privater Sammler gezeigt. Außerdem liegt auf einigen Exponaten auch noch das Copyright der verschiedenen Filmgesellschaften.
Die Ausstellung selbst gab einen interessanten Überblick über das Schaffen von Giger. Man wurd mit seinen Anfängen vertraut gemacht, was dann direkt zu seinem sonstigen Schaffen führte. Dabei werden nicht nur viele seiner bekannten Gemälde, sondern auch einige Skulpturen gezeigt. Eines der großen Highlights war für mich einer der Stühle der Sitzgruppe, die der Schweizer für die 1975 vorgesehene Verfilmung von Frank Herberts Dune gemacht hat. Aber auch einige seiner Entwürfe für Fahrzeuge dafür waren zu sehen. Bisher kannte ich diese Bilder nur von den Covern und Illustrationen der Bücher. Sie im Original zu sehen war schwer beeindruckend. Ebenso interessant war der Mikrofonständer der Rockgruppe Korn, der ebenfalls ausgestellt war.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung war natürlich Alien. Auf zahlreichen Bildern und Tagebuchauszügen wurde das Projekt vorgestellt. Das absolute Highlight stellte allerdings eins der originalen Kostüme sowie einer der animatronischen Köpfe des berühmten Filmmonsters dar. In embryonaler Haltung schwebte das Alien, an Stahlzeilen befestigt, in der Luft. Obwohl hinter einer Glaswand verborgen, konnte man sich alle Einzelheiten aus der Nähe anschauen und auf sich wirken lassen. Lange habe ich davorgestanden um alles in mich aufzusaugen. Viele Male hatte ich das Monster im Kino, Video und DVD gesehen. Doch davorzustehen ist etwas ganz anderes. Man erkennt die Arbeit, die Giger und das Filmteam in die Kostüme gesteckt hatte und konnte sich, anhand der Entwürfe des Künstlers, ein gutes Bild über die Entstehung machen.
Gefühlsmäßig war das für mich etwas, was ich nur mit der ersten Begegnung mit Dave Prowse vor rund drei Jahren in Metz vergleichen kann. Darth Vader war für mich auch immer eine Figur gewesen, von der ich nach wie vor noch gefesselt bin. Dem Mann gegenüberzustehen, nicht nur unter der schwarzen Maske gesteckt hatte, sondern auch den Schwarzen Ritter in Die Ritter der Kokosnuss und auch in Kubricks Uhrwerk Orange zu sehen war, war ein unbeschreibliches Gefühl.
In der Giger-Ausstellung ging es danach weiter mit seiner Arbeit an Poltergeist II, einigen Kurzfilmprojekten, dem Alien-Franchise und seinen Entwürfen für Alien 3, die das alte Monster etwas modifizierten. Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen vertieften hier den Eindruck.
Den krönenden Abschluss der Ausstellung bildete eine Originalskulptur von Sil aus dem Film Species. Auch dieses Monster fand ich immer faszinierend, auch wenn der Streifen nicht ganz zu gelungen war. Die insektenhafte Durchsichtigkeit von Sil, die im letztendlichen Produkt gar nicht so gut zu sehen ist, konnte hier nur ausgiebig angeschaut werden. Einfach nur faszinierend.
Nachdem wir die Ausstellung abgeschlossen hatten schauten wir uns noch ein wenig die Dauerausstellung des Museums an. Hier wird die Geschichte des Mediums in ansprechender Form beleuchtet und man bekommt einige nette Raritäten zu sehen. Beispielsweise eines der Kostüme von Pierre Brice aus den Winnetou-Filmen, Klaus Kinskis weißer Anzug aus Fitzgeraldo oder John Nevilles Kostüm aus Terry Gilliams Münchhausen. Für Fans den phantastischen Films wurde auch einiges geboten: eine Originalmaske aus Enemy Mine, Marquetten von Ray Harryhausen aus Kampf der Titanen und Sindbads gefährliche Abenteuer oder ein Mattepainting von Albert Whitlock aus Alfred Hitchcocks Die Vögel.
Als wir die Dauerausstellung hinter uns gebracht hatten, sammelten wir uns noch für ein Gruppenfoto vor dem Plakat der Giger-Ausstellung im Untergeschoss des Museums. Danach ging’s noch ein wenig in die Innenstadt von Frankfurt selbst, um einen kleinen Bummel bei dem wunderschönen Wetter zu machen. Abgeschlossen haben wir den Tag dann bei einem gemütlichen Essen in der milden Abendbrise des Ostersamstags.
Manchmal gibt es einfach perfekte Tage. Gestern war einer davon...