26. Oktober 2008

Ein Epos für die Ohren

Eine meiner Leidenschaften ist das Sammeln von Filmmusik. Früher habe ich das intensiver betrieben, mittlerweile wähle ich mir sehr gezielt aus, was ich mir kaufe. Dabei stehen meine Lieblingskomponisten immer im Vordergrund: Jerry Goldsmith, John Williams, Howard Shore, Danny Elfman und James Horner. Allerdings habe ich die Feststellung gemacht, dass nicht nur die moderne Filmmusik ihren Reiz hat, sondern auch die klassische aus dem Silver bzw. Golden Age des amerikanischen Kinos. Komponisten wie Alfred Newman, Bernard Herrmann, Miklós Rózsa und natürlich Erich Wolfgang Korngoldt waren einige, die die Soundtracks bis heute beeinflussen.

Miklós Rózsa ist einem breiten Publikum vor allem durch seine Arbeit an Historienfilmen wie Quo Vadis? oder Ben-Hur bekannt. Vor allem letzterer erfreut sich bis heute einem ungebrochenen Interesse, weil er eines der besten Beispiele von Filmmusik auf dem Weg ins moderne Hollywood ist. Als in den 60er Jahren das Interesse an breitorchestralen Scores verschwand, wurden auch viele von den großen alten Komponisten ins Nirvana entlassen. Miklós Rózsa gehörte mit dazu. Er selbst sagte einmal, dass El Cid sein letztes großes Soundtrackwerk gewesen ist. Er arbeitete danach zwar noch weiter, aber erst Ende der 70er Jahre begann ihn eine neue Generation von Regisseuren zu schätzen. Der gebürtige Ungar beendete seine Karriere mit Carl Reiners Tote tragen keine Karos, wo er nochmal zur alten Form auflief und seine eigenen Kompositionen aus vielen Film Noir-Produktionen zitierte.

Mehr durch Zufall erfuhr ich, dass es eine Neueinspielung des kompletten Scores von El Cid geben würde. Unter der Leitung von Nic Raine hat das City of Prague Orchestra den Soundtrack eingespielt, der für die Filmverwertung stark verstümmelt wurde. In mühevoller Kleinarbeit hat man die Partituren restauriert und bietet nun die ganze Musik, die der Ungar für den Streifen komponiert hat.

Die Einspielung selbst überzeugt durch eine sehr gute Abmischung, die zeigt, warum das Medium CD ursprünglich mal für klassische Musik angedacht war. Anders als die Einspielung aus den 90ern wirkt diese Version von El Cid etwas werkgetreuer, auch wenn sie nicht so kernig klingt wie jene Aufnahmen, die der Meister selbst eingespielt hat. Allerdings hat man einen sehr guten Ersatz, der durchgängig hörbar ist.

Verteilt wurde die Musik auf drei CDs, die neben dem Soundtrack auch einige alternative Kompositionen aus dem Film bietet. Außerdem findet man noch eine Suite der Musik aus dem Film Double Indemnity, die ebenfalls gelungen ist. Ebenfalls enthalten sind einige Session-Videos und Interviews im Quicktime-Format.

Neueinspielungen der Soundtracks von Miklós Rózsa haben mittlerweile schon Tradition. Vor allem jene, die Bruce Broughton in den 90ern gemacht hat (Julius Caesar und Ivanhoe) haben mich schwer beeindruckt. Die Adaption von Nic Raine reiht sich in dort nahtlos ein.

El Cid bekommt man über die üblichen Soundtrack-Quellen oder direkt bei Tadlow Music.