4. September 2008

Cloverfield

Cloverfield ist einer jener Filme bei denen ich lange gezögert habe. Als ich den Trailer im letzten Jahr zum ersten Mal sah, erinnerte mich die Sache mehr an eine Luxusversion des Blair Witch Projects mit viel Geheimniskrämerei. Kein Wunder, denn immerhin steckt Alias & Lost-Macher J. J. Abrams hinter der ganzen Sache. Gedreht unter größter Geheimhaltung und mit einer Werbekampagne, die sich genau auf diese ausrichtete, kam der Streifen im Januar ins Kino.

Ich gehe gerne ins Kino und ich mag Filme sehr, wie jeder, der mich kennt bestätigen kann. Filmgeschichte ist eines meines großen Steckenpferde, aber nicht immer schaffe ich es das Pensum an Sachen, die ich mir gerne anschaue, im Kino zu sehen. Cloverfield ist einer der Fälle, bei denen ich auf einen Kinobesuch verzichte. Andererseits macht es mir so langsam keinen Spaß mehr Filme im Kino zu schauen. Einerseits liegt das an dem Verhalten der Verleiher, die einen Film lieber schneiden, damit man die niedrigere Altersfreigabe bekommt und später auf DVD einen "Extended Cut" verkaufen kann. Andererseits gibt es Leute, die weder den Anstand noch die Gehirnkapazität haben, einen Film im Kino zu geniesen. Zuletzt habe ich sowas bei Prinz Kaspian von Narnia erlebt, wo zwei Jüngelchen sich ausgiebig über ihren Sexualtrieb unterhielten und heftig schmatzend Nachos in sich hineinschoben... Na ja, das ist eine andere Geschichte.

Cloverfield habe ich mir auf DVD aufgespart. Skeptisch ging ich an den Film heran, um dann doch angenehm überrascht zu werden. Auch wenn die ganze Handlung mit einer Handkamera aufgenommen scheint, handelt es sich um einen recht interessanten Monsterfilm. Alles wird geschildert aus Sicht einer Gruppe von jungen Leuten, die mit der anwachsenden Situation konfrontiert werden. Was Roland Emmerich mit seinem Godzilla vor rund 10 Jahren kräftig versiebt hat, wird bei Cloverfield wieder gut gemacht. Die Crew um Abrams und Regisseur Matt Reeves erfindet das Rad nicht neu, sondern liefert einen soliden Monsterfilm mit einigen spektakulären Spezialeffekten ab. Dabei bedient man sich aller Klischees, die ein solcher Streifen haben muss, verpackt sie aber ganz ansprechend und technisch überzeugend. Beeindruckend ist auch das Design des Monsters, dessen groteske Erscheinung recht interessant ist. Einziges Manko ist dabei die relativ kurze Laufzeit des Films.

Insgesamt erinnert Cloverfield stark an japanische Vorbilder, wie beispielsweise Ishiro Hondas Klassiker Gojira (Godzilla) aus dem Jahr 1954. Interessanterweise war auch dies die Absicht von J. J. Abrams gewesen. Dieser gibt im Making of zu, dass er bei einem Besuch in Japan davon überrascht war, wie populär der König der Monster noch ist. Zu seinem Bedauern stellt er dabei fest, das man in den USA zwar King Kong, aber sonst nichts vergleichbares zu bieten hat. Ein Versuch also, den Amis ihr eigenes Filmmonster zu geben.

Wer altmodische Monsterfilme mag (wie ich), hat mit Cloverfield seinen Spaß. Aber auch für den normalen Zuschauer hat die J. J. Abrams-Produktion einiges zu bieten.