28. Januar 2007

Flags of our Fathers

Ich bin ein großer Fan der Filme von Clint Eastwood. Egal ob er als Schauspieler und Regisseur agiert. Als Regisseur hat er sich schon lange profiliert, was die Oscars für Unforgiven und Million Dollar Baby eindrucksvoll beweisen. Mit Flags of our Fathers zeigt Eastwood, dass er auch in der Lage ist einen Film von riesigen Ausmaßen auf die Leinwand zu bringen und dennoch alle seine Qualitäten, die er im Laufe der letzten Jahre hinter der Kamera bewiesen hat, bewahren kann.


Flags ist die Geschichte der Männer, die auf einem der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts zu sehen sind. Am 23. Februar 1945, am 5. Tag der Invasion der Vulkaninsel Iwo Jima, hissten sechs junge amerikanische Soldaten das Sternenbanner auf dem höchsten Punkt der Insel. Drei von ihnen starben während der Invasion im schwarzen Sand von Iwo Jima, die drei anderen wurden in den USA als Helden gefeiert. Doch wer nun einen Film voller Pathos und amerikanischer Tugenden erwartet, wird enttäuscht sein. Eastwood entlarvt die Verlogenheit einer PR-Maschine, die der heutigen Propaganda eines George Bush in nichts nachsteht. Er zeigt, wie die jungen Männer benutzt werden, um den Menschen Geld für Kriegsanleihen aus der Taschen zu ziehen, weil die USA nahezu bankrott sind und die Ölversorger es vorziehen sich in harter Währung bezahlen zu lassen: mit Gold. Das mächtigste Land der Welt steht davor einen Krieg nicht aus militärischen Gründen zu verlieren, sondern aus wirtschaftlichen. Der Moloch Krieg hat alle Reserven aufgefressen. Die jungen Männer spielen so gut wie möglich mit, doch nicht jeder kommt mit seinem Ruhm zurecht. Und keinem gelingt es nach dem Krieg richtig Kapital daraus zu schlagen. Ein Held ist man nur für einen Augenblick, danach fragt keiner mehr danach, was man geleistet hat.

Für Flags of our Fathers haben sich zwei filmische Schwergewichte zusammengetan. Clint Eastwood saß im Regiestuhl, während Steven Spielberg die Produktion übernahm. Anders als Spielberg in Soldat James Ryan vermeidet Eastwood übermäßigen Pathos. Seine Bilder der Invasion sind brutal realistisch, so wie man es von den vielen Fotos der Invasion her kennt, von denen einige im Nachspann zu sehen sind. Dabei erreicht er mühelos die Intensität der ersten halben Stunde von Spielbergs Film. Doch auch wenn die Schlachtszenen episch in Szene gesetzt sind, vergisst der Regisseur keine Sekunde seine Charaktere. Eastwood beeindruckt mit einer sehr interessanten Erzählstruktur, die immer wieder zwischen Iwo Jima und der Promotionstour schwenkt. Dabei ist der Film bis hinunter in die Nebenrollen mit vielen bekannten Gesichtern besetzt, die sehr gute Leistungen zeigen.

Flags of our Fathers zeigt absichtlich nur die amerikanische Sicht der Dinge. Während den Recherchen zu dem Film kristallisierte sich heraus, dass das Thema sehr komplex ist. Die Amerikaner verloren bei der Invasion rund 7000 Soldaten. Die Japaner, die sich tief in die Insel eingegraben hatten, beklagten 18000 Opfer. Daran konnte man nicht vorbeigehen. So reifte in Eastwood die Idee einen weiteren Film zum Thema gleichzeitig zu drehen. Letters from Iwo Jima basiert auf Briefen, die japanische Soldaten an ihre Verwandten und Lieben nach Hause schickten, in denen sie ihre Gedanken und Ängste ausdrückten. Der Film wird zeitnah zu Flags of our Fathers am 22. Februar 2007 in Deutschland anlaufen.

Eastwoods Film ist sicherlich schwere Kost, aber einer der Filme des ersten Kinohalbjahrs 2007, den man unbedingt gesehen habe sollte. Ein richtiges Meisterwerk.