16. Dezember 2006

Die Macht ist stark in Dir, Eragon

Um es vorneweg zu nehmen: Gelesen habe ich das Buch von Christopher Paolini, auf dem der Film basiert, nicht. Allerdings habe ich mir ein paar Informationen angelesen, nachdem ich hörte, dass der Bestseller verfilmt werden sollte. So fand ich die Besetzung mit Jeremy Irons, Robert Carlisle und John Malkovich doch recht illuster. Außerdem ist es ja spätestens mit der Herr der Ringe-Trilogie zu Tradition geworden, einen Fantasy-Film zu Weihnachten zu sehen.

Eragon schildert die Geschichte eines sehr jungen Mannes, der zu einem Drachenreiter auserkoren wird. Er ist der Hoffnungsträger für die Völker seinem Land, über das ein finsterer König herrscht. Dieser hat alle Drachenreiter, die es früher in großer Schar gab, gemeuchelt und sich selbst zum Herrscher gemacht. Auch er selbst rekrutiert sich aus den Reihen dieser Männer rekrutiert. Eragon kommt unter widrigen Umständen an ein Drachenei. Nachdem der Drachen geschlüpft ist, stellt sich heraus, dass dieser ihn als sein Reiter erwählt hat. Zusammen mit dem weisen Brom macht er sich auf, um die Macht des Herrschers zu brechen...

Es ist schon witzig, wenn man im Kino sitzt und die Vorbilder für diesen Stoff an mehreren Fingern abzählen kann. Ohne sich groß anzustrengen erkennt man Vorbilder wie Herr der Ringe, Dragonheart und vor allem Star Wars. Teilweise wurden sogar die Sätze wortwörtlich oder Handlungen 1 : 1 übernommen. So erinnert eine Szene sehr stark an die Aufstiegsmöglichkeiten in der imperialen Flotte in Empire Strikes Back; nicht nur inhaltlich, sondern auch textlich. Ein weiteres großes Vorbild ist unbestritten auch das Fantasy-Rollenspiel Dungeon & Dragons, von dem ebenfalls munter geklaut wird. Ich ertappte mich bei einigen Sequenzen dabei, wie gut Eragon gewürfelt haben musste, um so gut zu sein.

Schade ist nur die recht einfallslose und sehr blasse Mixtur der Elemente zu einem Film, der eigentlich kein großes Highlight bietet. Zwar spielt Jeremy Irons hier wesentlich besser als in Dungeons & Dragons aus dem Jahr 2000, aber er schaut in diesem Film mehr aus wie Obi-Wan Kenobi in Star Wars als ein eigenständiger Charakter. Ebenfalls unterfordert wirk Robert Carlisle, der in einem teilweise richtig gruseligen Make Up, das teilweise digital ist, herumläuft. Gruselig steht hier im Sinne von echt mies. Tja, und da wäre noch John Malkovich als finsterer König, den man eigentlich nur zwei oder drei Minuten im Film sieht.

Der eigentliche Star des Films ist, nicht die Sängerin Joss Stone, sondern Saphira, der computeranimierte Drache. Dieser ist recht gelungen, aber immer noch kein Vergleich zu Draco aus Dragonheart. Sicher, die Hauttextur und die Animation hat im Laufe der letzten zehn Jahre Fortschritte gemacht, dennoch wirkt die erwachsene Saphira stellenweise etwas hölzern. Schade, denn gerade hier hätte man bestimmt noch mehr Möglichkeiten gehabt.

Mir stellte sich nach dem Ende des Films die Frage, wie der Film ausgesehen hätte, wenn man keinen Special Effects-Spezialisten wie Stefen Fangmeier, der Streifen wie The Perfect Storm, Signs oder Master and Commander für ILM betreut hat, sondern einen "richtigen" Regisseur an das Projekt angesetzt hätte. Vielleicht wäre das ganze etwas dynamischer geraten.

Eragon ist zwar solide Unterhaltung, aber kein richtiges Highlight. Kein Wunder, denn Peter Jackson hat die Messlatte mit seinen Filmen sehr hoch angelegt. Für einen vergnüglichen Kinoabend reicht Eragon aber vollkommen aus. Es gab im Jahr 2006 schon schlechtere Filme.


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