29. November 2006

Hippie-Träume und die kosmische Ich-AG

Als ich Anfang der Woche von dem Artikel über die Perry Rhodan-Serie im Stern 48/2006 hörte, dachte ich zuerst ich höre nicht richtig. Nachdem ich dann allerdings das Werk von Stephan Maus in Händen hielt und ihn meinen Augen antat durchlief ich ein Wechselbad der Gefühle. Anfangs war ich noch ganz belustigt, denn so bierernst sehe ich den Erben des Universums nicht mehr. Doch als Maus dann mit diversen "Parallelen" zu einigen Nazi-Gedankengut wie die "Welteislehre" begann, gefror mein Lächeln im Gesicht. Man mag den PR-Autoren manches Vorwerfen, aber sicherlich waten sie nicht im braunen Sumpf. Hinzu kamen noch einige Faktoren in dem Artikel, die spüren ließen, dass Stephan Maus wahrscheinlich einen PR-Roman bisher nur von außen gesehen hat. In seinem Handlungsabriss zur Serie lässt er PR zwar zum Mond fliegen, aber er trifft dort auf Atlan, dem Führer der Arkoniden, der später auch als "entnazifizierter Atlantis-Arier" oder "Weltraumgermane" bezeichnet wird. Wie gesagt, wahrscheinlich hatte Herr Maus noch nie ein PR-Heft in der Hand, könnte man denken. Doch gegen Ende des Artikels merkt man, dass er doch einige Fakten ziemlich genau ausfindig gemacht hat, wie beispielsweise einige Hinweise auf die verschiedenen Lebensläufe der neueren Autoren oder der Verweis auf die Perrypedia. Allerdings kann man solche Sachen auch im Internet finden. Insgesamt fühlt sich der Stern-Artikel an wie ein Schlag ins Gesicht eines jeden, der mal PR gelesen oder heute noch liest. Stephan Maus drängt dabei die Leser in eine Ecke, in der man diese eigentlich nicht sehen sollte. Mit dem braunem Gesochs, das beispielsweise in diversen Landtagen der neuen Bundesländer sitzt, haben die PR-Fans eigentlich nichts gemein. So wird dann auch im Galaktischen Forum auf der PR-Homepage von einem Fan eine sehr unschöne Szene beschrieben, die er erlebt hat: Nachdem er in der U-Bahn sein PR-Hefte ausgepackt und sein Gegenüber gesehen hatte, was er liest, wurde der Fan mit der Bemerkung "Noch so'n braunes Arschloch" tituliert. Es ist schon interessant, was ein Beitrag aus dem Stern so alles bewegen kann.


Ich fand den Artikel mehr als beleidigend und sehr unter der Gürtellinie angesetzt. Er wirft ein sehr ungünstiges Licht auf die PR-Serie, die das meiner Meinung nach nicht verdient hat. Immerhin gibt es Perry Rhodan seit über 45 Jahren und ist die größte SF-Serie der Welt. Das schützt nicht gegen Neider, deren Bücher außer von wenigen kaum gelesen werden. Ich persönlich muss zugeben, dass ich von dem "aufstrebenden Literaturphänomen" Stephan Maus bisher noch nicht gehört habe. Vielleicht auch deswegen weil ich mich mit Literatur abgeben, die als Trivial und Kinderkram im deutschen Literaturbetrieb gilt. Allerdings finde ich es wenig schick, wenn aus chronischen Verrissen eine Kunstform gemacht wird, wie es beim Gonzo Criticism bzw. Gonzo-Journalismus der Fall ist. Dieser wird übrigens vom deutschen Pressekodex nicht gerade als aktzeptabel angesehen.

Seit über 20 Jahren schreibe ich selbst, aber nicht um Geld zu verdienen, sondern weil es mir Spaß macht. Wieviele Rezensionen ich genau geschrieben habe, weiß ich nicht mehr. Doch als ich vor kurzem in mein Archiv auf meiner Festplatte schaute und feststellte, dass ich seit dem Jahr 2001 rund 500 Buch- und DVD-Rezis geschrieben habe, war ich doch etwas überrascht. Und die über 13000 Hits auf meiner Homepage zeigen, dass ich auch gelesen werde. Vielleicht nicht in einer Masse wie Herr Maus, aber immerhin verirren sich auch einige Leute auf meine Seite, die manches von mir lesenswert finden.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Auch eine Rezension sollte gut recherchiert sein. Wenn man über ein Buch oder eine Serie schreibt, dann sollte man wenigstens etwas Material darüber gesichtet haben. Stephan Maus scheint dies peinlich vermieden zu haben, denn die Klaus N. Frick in einem Logbuch auf der PR-Homepage schreibt, wurde weder von Seiten des Autors noch vom Stern selbst Materialanfragen gestartet. Auf jeden Fall spiegelt eine Literaturkritik auch die eigene Meinung des jeweiligen Schreibers wider. Aber muss man dann gleich einer ganzen Gruppe von Lesern so kräftig auf die Füße treten? Muss man die Gefühle seiner Mitmenschen so verletzen? Ist der Literaturbetrieb so heiß umkämpft, dass man nur noch mit beleidigenden Beiträgen weiter kommt?

Gonzo-Journalismus hin oder her. Kunst oder nicht. Das sei in den Raum gestellt. Auf jeden Fall stellt der Artikel Ein deutscher Held von Stephan Maus nicht nur ein Armutszeugnis für den Autor, sondern auch für ein schon lange angeschlagenes Nachrichtenmagazin dar.

Mittlerweile hat sich Stephan Maus, auf Vermittlung von Frank Böhmert, der ihn ins Forum eingeladen hat, um sich der Kritik zu stellen, dahingehend geäußert, dass er ja eigentlich nur eine Hommage an die PR-Serie schreiben wollte (nachzulesen im entsprechenden Thread von Frank Böhmert). In meinen Augen sieht so etwas allerdings etwas anders aus.



2 Kommentare:

Carsten hat gesagt…

Ach je, nicht zu sehr aufregen. Du weißt doch, daß die Perry Serie immer wieder (vermutlich wohl seit es sie gibt)Ziel von Kritik ist. (Viel besser ist die *völlig* unkritische Haltung vieler Fans aber auch nicht.) Das kommt alle Jahre wieder.
Was ich aber nicht ganz verstanden habe, war Deine Überschrift zu diesem Post... Habe ich da was überlesen, oder sind das Zitate aus dem entsprechenden Artikel?

Beste Grüße,
C.

Unknown hat gesagt…

Hi Carsten,

bei dem Titel handelt es sich um ein Zitat aus dem besagten Artikel von Stephan Maus, der für einigen Wirbel gesorgt hat.

cu
Andy