23. Oktober 2006

Ein-Euro-Job – Ein Resümee

Vorbemerkung:

Bei der Vorbereitung der Übergabe zum Ende meines Ein-Euro-Jobs fiel mir der unten stehende Artikel für meinen Blog in die Finger, den ich am 8. September 2006 geschrieben habe. Durch den Schulungsblock, der kurz darauf folgte, habe ich es einfach versäumt ihn hier reinzusetzen. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Artikel entstand, war meine Frustration ziemlich hoch. Gegen Ende der Maßnahme machte sich dann ein Gefühl der Resignation breit, das mich vieles mit anderen Augen sehen ließ. Wenn man ein Jahr einen Ein-Euro-Job ausübt, sollte man meinen, dass derjenige, für den man arbeitet, in diesem Fall das DRK in Zweibrücken, ihn vielleicht in eine richtige Arbeitsstelle umwandelt. Doch dem ist nicht so. Die untenstehenden Zeilen geben meine Gefühle, die ich zum Ende meiner zweiten Runde hatte, gut wieder.


Als ich im September 2005 einen Brief von der hiesigen Jobbörse bekam, mit dem ich mich bei der INAB, einer Erwachsenqualifizierungsgesellschaft und Tochter des BFW, für einen Ein-Euro-Job, auch genannt „Arbeitsgelegenheit“, vorgestellt habe, war ich noch voller Freude. Endlich konnte ich einen dieser Jobs ergattern. Nach drei Jahren zuhause eine schöne Sache, wieder in einen regelmäßigen Rhythmus hineinzukommen. Allerdings war das, laut dem Schreiben, für rund drei Woche gewesen. Doch wie sich herausstellte wurde ich in die nächste Maßnahme herübergeholt. Heute weiß ich, dass ich aufgerückt bin, da ein Platz frei geworden war. Ob durch Krankheit oder den Sprung in eine Arbeitsstelle weiß ich nicht. Auf jeden Fall wurde ich nach einigen Wochen zusammen mit einem Kollegen dem DRK Ortsverein Zweibrücken zur Verfügung gestellt. Zuerst hieß es, wir sollten für eine Art Jugendherberge des Roten Kreuzes eine Homepage machen. Doch das war nur die Spitze vom Eisberg. Am Ende war es dann so, dass wir nicht nur Formulare, sondern auch eine komplette Homepage für den DRK Kreisverband Südwestpfalz erstellten. Welche Kosten wir damit dem DRK erspart haben, kann sich jeder wohl selbst vor Augen halten. Warum solche Sachen an einen Angestellten oder an einen Dritten zur Erstellung geben, wenn man in einem Kellerbüro eines DRK Kurzzeitpflegeheimes zwei Sklavenarbeiter saßen, für die man noch nicht mal etwas bezahlen musste.


Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Arbeit relativ stressfrei war. Allerdings vorauszusetzen, dass eine Ein-Euro-Kraft den ganzen Tag, auch nach Feierabend, zur Verfügung steht, ging bis heute in die Köpfe mancher Leute nicht rein. Nach einem halben Jahr war ich dann alleine, weil mein Kollege keine Verlängerung mehr bekam. Ich bekam eine und wurde in das Katastrophenschutzlager des Ortsvereins gesteckt. Die Bestände sollten dort EDV-mäßig erfasst werden.


Dieser Gedanke hatte schon was, denn so konnte man die Effektivität eines Einsatzes etwas steigern, indem man die Vorbereitungszeit abkürzte. Alle sollten per Barcode erfassbar gemacht werden, um schneller zurande zu kommen. Auch das Personal sollte so erfasst werden, was auch keine schlechte Idee war.


Doch wer das DRK kennt (und das schein wohl überall zu gelten) weiß, dass man zwar alles haben will, aber nichts dafür bezahlen will. Die Erfassung ging mit WISO Kaufmann 2004 vor sich, dass das DRK von einem hiesigen Computerhändler bekommen hat. Dieses Programm, in dem man Lagerbestände erfassen kann, ist allerdings für den Zweck, dem ein gewisser Herr in Mörsbach vorschwebte mehr als ungeeignet. Beim WISO Kaufmann handelt es sich um eine Komplettlösung zur Verwaltung eines kleinen Betriebs mit Buchführung, Personalführung und Lagerhaltungsprogramm; mehr nicht. Außerdem sollte man von einem solchen Programm, das rund 100 Euro kostet, wenn man es erwirbt, keine Wunder erwarten. Um es auf den Punkt zu bringen: WENN MAN WAS GESCHEITES HABEN WILL, DANN MUSS MAN AUCH BEREIT SEIN GELD DAFÜR AUSZUGEBEN!!!!


Aber man wirft das Geld lieber anderweitig zum Fenster hinaus, wie beispielsweise mit drei verschiedenen Internetzugängen bei zwei verschiedenen Anbietern, die über mehrere Jahre hinweg bezahlt werden, aber von denen keiner weiß, weil die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut.


Irgendwann war ich dann auch durch mit der Erfassung der Sachen, an die ich so ohne weiteres herankam. Doch auch die diversen Fahrzeuge sollten aufgenommen werden sowie die ganzen Medikamentenbestände. Aber da ich allein war, durfte ich das selbst nicht machen. Eine Aufsichtsperson muss dabei sein. Tja, auf die warte ich seit rund vier Monaten. Mehrmals habe ich meinem Boss beim DRK davon unterrichtet, dass ich auf jemanden warte. Doch getan hat sich nichts. Vier Monate habe ich alleine im Katschutzlager verplempert. Wenn ich mir noch etwas Beschäftigung von zuhause mitgebracht hätte, wäre ich sicher an Gehirnerweichung gestorben.


In dieser Zeit konnte ich wunderbar meine Beiträge für das Perry Rhodan Jahrbuch 2005 schreiben und auch noch einige andere Sachen machen. Außerdem bekam ich eine Menge guter Bücher gelesen, die ich dann auch rezensieren konnte. Wenigstens etwas Positives.


Nach jeweils drei Wochen Arbeitseinsatz folgten dann zwei Wochen Schulung, die sich im zweiten Halbjahr als interessant erwies. Auch wenn unser Dozent zeitweise etwas sprunghaft mit seinen Themen ist. Aber er hat was auf dem Kasten und kann es auch vermitteln. Das ist wichtig.


Jetzt, kurz vor dem Ende meines zweiten Laufs, sitze ich wieder allein im Katschutzlager. Meine Gedanken kreisten einige Zeit um dieses Thema und ich beschloss es einfach mal niederzuschreiben. Ich finde es eine richtige Schande, dass, in der Zeit, in der ich hier nur rumgekrebst bin, einige aus meiner Maßnahme Arbeitsstellen gefunden haben. Kein Wunder, die waren ja auch an diversen Schulen tätig und konnten zeigen, was sie konnten. Mich hat man in das finsterste Loch in Zweibrücken abgeschoben und nur dann herausgeholt, wenn’s nötig war. Und das war nicht sehr oft.


Im Laufe der Zeit stieg die Frustration in mir. Mittlerweile hat sie ein Level erreicht, bei dem mir alles egal ist. Nächste Woche habe ich den letzten Schulungsblock und danach bin ich noch mal eine Woche im Arbeitseinsatz. Wahrscheinlich wird in dieser Woche nicht viel geschehen. Aber andererseits könnte ich mir vorstellen, dass es dann bei einem gewissen Herrn, der in Mörsbach sitzt, zur Torschlusspanik kommt. Noch soviel ausbeuten, wie es nur geht, das ist die Devise. Für was hat man einen billigen Arbeitssklaven…


Was mich an der ganzen Sache nervt liegt an folgendem Fakt: Schon während meiner ersten Tour wurde mir gesagt, es gäbe keine Arbeitsstelle für mich. Schön und gut, doch warum wurde das ganze dann auf betreiben des oben stehenden Herrn verlängert? Gute Frage, gell. Zu Beginn meiner zweiten Runde hatte ich einen Termin bei meinem Arbeitsberater. Der sagte mir, dass es nur eine große Verlängerung gibt und ich dann wieder ein halbes Jahr warten müsste. Mittlerweile begrüße ich diesen Gedanken wieder. Sicher, 120 Euro weniger im Monat sind auch nicht so prickelnd, doch letztendlich spare ich auch wieder ein wenig, weil ich keine Fahrerei mehr habe.


Das klingt jetzt bestimmt so, als ob ich keine Lust hätte, zu arbeiten. Das ist falsch. Ich arbeite gerne, doch was den Ausschlag dafür gibt ist auch die entsprechende Bezahlung. Sicher, man arbeitet im Ein-Euro-Job nur sechs Stunden am Tag, doch in dieser Zeit arbeitet man genauso wie jeder andere auch. Das Dilemma kommt, wenn man dann auf sein Konto schaut und weiß, was man sonst verdienen würde. Wenn die Bezahlung stimmen würde, wäre mein Frust auch nicht so hoch.

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