Rund zwei
Wochen ist es her, seitdem Star Wars
Episode 7 in den Kinos angelaufen ist und somit wird es so langsam Zeit,
dass ich auch mal meinen Senf dazu gebe.
Wer weiterlesen will sei gewarnt, denn
meine Betrachtungen sind nicht spoilerfrei…
Sehr viel
Bohei ist um die Reaktivierung des Franchise gemacht worden, das George Lucas,
nach meiner bescheidenen Meinung, mit den Prequels und den Clone Wars erfolgreich an die Wand gefahren hat. Sicher, die Kasse
hat immer gut geklingelt, aber vor allem Episode
1-3 zeigten eindrucksvoll wie schlechte Filme ein Millionenpublikum
anlocken können, nur weil Star Wars
draufsteht. Ein Trend, den man auch bei einigen anderen Franchises beobachten
kann.
Die große
Überraschung brachte allerdings die Einkaufstour, die der Walt Disney Konzern
in den letzten Jahren gemacht hat. Nachdem zuerst Pixar und Marvel eingesackt
wurden, verleibte man sich auch noch Lucasfilm ein. Hierzu muss man aber auch
bemerken, dass schon vorher eine gewisse Nähe zu dem Konzern bestand, allein
schon durch die exklusiven Attraktionen in den diversen Vergnügungsparks von
Disney.
Die Tinte
unter den Verträgen war noch nicht trocken, schon begann man mit einer
radikalen Umstrukturierung der Produktionsfirma. Betont wurde hierbei aber auch
eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Mutterkonzern. Mit Kathleen Kennedy
wählte man eine Studioleiterin, die sehr mit dem Metier vertraut war. Die
ehemalige Produktionschefin von Steven Spielbergs Amblin Entertainment kann eine lange Liste mit Blockbustern
vorlegen, an denen sie mitgearbeitet hat. So war sie nicht nur an Klassikern
wie E. T., oder Back to the Future beteiligt, sondern war auch hinter den Kulissen
der Indiana Jones-Trilogie dabei. Außerdem
besitzt sie mit ihrem Mann Frank Marshall eine eigene Produktionsfirma, die
ebenfalls auf einige Erfolge zurückblicken kann. Kennedys erste Aufgabe bei
Lucasfilm bestand darin, dem wohl schillerndsten Edelstein in der Palette von
Disney Neuerwerbung einem neuen Glanz zu verleihen. Schon kurz nach dem Kauf
wurde die Fortsetzung der Star Wars-Saga
bekanntgegeben; der Rest ist Geschichte…
Die Pläne
von Lucasfilm/Disney sind sehr ambitioniert. Die Fans werden nun jedes Jahr mit
einem neuen Film beglückt. Alle zwei Jahre folgen die neuen Episoden-Filme,
dazwischen gibt es die sogenannten Star
Wars Anthology-Filme, von denen mit Rogue
One der erste bereits im Dezember 2016 auf die Leinwand gebracht wird. Dazu
gibt es mit Star Wars Rebels eine
neue Animationsserie und gerüchteweise soll sogar die vor vielen Jahren
angekündigte Live Action-Serie wieder im Gespräch sein.
Nun liegt
mit The Force Awakens das erste
Produkt der Elefantenhochzeit vor. Dabei überließ man nichts dem Zufall. Mit J.
J. Abrams heuerte man einen sehr ambitionierten Regisseur an, der sich zwar
zuerst zierte, aber dann doch zusagte. Für die Überwachung des Projekts konnte
man Regisseur und Produzent Lawrence Kasdan gewinnen, der ebenfalls mit dem
Stoff sehr vertraut ist. Schließlich stammen von ihm die Drehbücher zu Episode
V und VI. Die erste Handlung der beiden war das Zerpflücken des bereits
fertiggestellten Drehbuchs von Michael Arndt (Oscar für Little Miss Sunshine im Jahr 2007) und einer kompletten
Neuerstellung, die den Vorstellungen von Kasdan und Abrams entsprach.
Gleichzeitig wurde Wert auf eine große Geheimhaltung gelegt, was die Gerüchteküche
noch weiter anheizte.
Durch
viele Foren im Internet geisterten die wildesten Gerüchte um die direkte
Fortsetzung von Return of the Jedi,
von denen die meisten zielgerecht gesteuert wurden; zumindest nach meinem
Eindruck. Was wurde nicht über Abrams als Regisseur diskutiert. Dabei wurden
seine oft kritisierten Star Trek-Filme
herangezogen, die seinerzeit ebenfalls für einigen Gesprächsstoff gesorgt
hatten. Das war alles schön zu beobachten. Aber ich erinnerte mich an ein
Zitat, in dem Abrams zugab, dass er mehr Star
Wars- als Star Trek-Fan ist…
Große
Erwartungen hatte ich keine als ich mir Das
Erwachen der Macht zum ersten Mal angeschaut habe. Mir persönlich haben die
Prequels nicht gefallen. Wer will schon einen der größten Schurken der
Filmgeschichte als quengelnden Teenager sehen? Oder die Sache mit den
Mediclorianern, Bakterien, die eigentlich hinter der Macht stecken? Über
Jar-Jar Binks braucht man da kein Wort mehr zu verlieren.
Abrams
und Kasdan gingen bei ihrer Story auf Nummer sicher. Das Gerüst der Story lehnt
sich stark an Episode IV an, was
nicht unbedingt etwas Falsches ist. Ganz ehrlich, richtige Originalität findet
man Drehbüchern der Saga nur selten. Andererseits funktionieren die Geschichten
auch in jedem Kulturkreis. Das Gerüst befüllte man mit einer rasanten Handlung
und vor allem neuen Charakteren, von denen die meisten sehr sympathisch sind.
Vor allem die Wahl der Hauptdarstellerin erweist sich, nach meiner Meinung, als
Glücksgriff. Daisy Ridley nimmt man die Schrottsammerlin Rey ab, die von ihrer
Familie auf dem Wüstenplanet Jakku zurückgelassen wurde. Das gleiche gilt für
John Boyega, dessen Finn ebenfalls sehr sympathisch rüberkommt. Oscar Isaac
gibt den Tausendsassa im Stil von Han Solo recht überzeugend, wobei seine
Rolle, wie viele andere etwas zu kurz kommt.
Aber die
wichtigste Frage ist natürlich: Wie wurden die alten Figuren in die neue Handlung
eingebracht. Hier ließen sich die Autoren das ein oder andere einfallen. Das
große Liebespaar Han Solo und Prinzessin Leia leben getrennt seitdem ihr
gemeinsamer Sohn Ben zur dunklen Seite der Macht übergelaufen ist. Als Kylo Ren
macht er die Galaxis mit der Ersten
Ordnung unsicher, den Nachfolgern des Galaktischen Imperiums. Eben weil so
viel von seinem Großvater in ihm steckt, hat Luke Skywalker sich irgendwo in
der Galaxis versteckt. Er hat alles zurückgelassen, was ihm lieb und teuer war.
Aber um seine Ausbildung abzuschließen muss Kylo Ren seinen alten Lehrmeister
finden. Und genau das macht aus Episode 7 eigentlich Auf der Suche nach Luke Skywalker garniert mit einem sehr starken
Auftritt von Han Solo, der immer noch so gewitzt wie früher ist.
Tatsächlich
ist es Harrison Ford, der dem Streifen seine eigentliche Würze verleiht. Allein
schon der erste Auftritt des alten Haudegens lässt dem geneigten Fan einen
wohligen Schauer über den Rücken laufen. Klar, auch Han Solo ist etwas in die
Jahre gekommen, aber seinen trockenen Humor hat er nicht verloren. Er versucht
seinen Sohn Ben auf die helle Seite zu ziehen, was er allerdings mit dem Leben
bezahlt. Das unterscheidet Kylo Ren von seinem Großvater und Onkel, die immer
ein wenig geschwankt haben. Mit der Ermordung von Han Solo hat er sich für die
dunkle Seite der Macht entschieden; zumindest für diesen Teil der Geschichte.
Was mir
sehr gefallen hat ist die erneute Mystifizierung der Macht im Allgemeinen. Es
ist keine Rede mehr von irgendwelchen Bakterien, sondern man nähert sich wieder
der Beschreibung von Obi-Wan Kenobi in Episode
IV. Umso bemerkenswerter ist dabei die Entwicklung von Rey was die Nutzung
der Macht betrifft. Spätestens nach dem Fund von Anakin Skywalkers Lichtschwert
und ihre Reaktion darauf wird klar, man hat es mit jemanden zu tun, der
ebenfalls aus dem Clan der Skywalkers stammen könnte. (Wie das Ding in die
Holztruhe auf dem Planeten Takodana gelangt ist, sei mal dahingestellt.) Könnte
Rey vielleicht doch die Tochter von Luke sein? Indizien dazu findet man in Episode VII genug…
Aber
genug von solchen Spekulationen. Nach meiner Meinung nach hat J. J. Abrams
einen sehr soliden Film geschaffen, der nicht nur durch eine recht straffe
Handlung beeindruckt, sondern auch viel Humorvolles bietet. Viel Respekt wird
den bekannten Figuren gezollt, wobei Han Solo besonders gut wegkommt. Ich habe
viele gemischte Kritiken zu Das Erwachen
der Macht mittlerweile gelesen, aber mich hat er nicht enttäuscht. Nach den
Prequels konnte es nicht viel schlimmer kommen und Episode VII kommt den alten Filmen, mit denen ich aufgewachsen bin,
wesentlich näher als die Prequels. Sicher, er hat seine Schwächen, die aber
durch die Atmosphäre, sympathischen Darstellern und den wunderbaren Soundtrack
von John Williams ausgeglichen werden. Für mich ist er einer der besten und
unterhaltsamsten Filme, die ich in diesem Jahr auf der Leinwand gesehen habe.
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