Verfilmungen von Marvel Comics erfreuen sich schon seit
vielen Jahren sehr großer Beliebtheit, dabei haben sich die großen
Hollywoodstudios sehr lange geziert Superhelden wie X-Men, Spider-Man oder The Avengers auf das Publikum
losgelassen. Vorher hatten sie sich in oft günstig produzierten TV-Serien
versteckt oder in einfach gestrickten Billigproduktionen versteckten. Doch die
Zeiten änderten sich, Hollywood gingen die Ideen aus und siehe da, da war ein
Medium, das man leicht adaptieren konnte.
Auch wenn Disney es nicht gerne hören wird, den Verdienst
für den Erfolg der Marvel-Verfilmungen beginnt im Jahr 2000 bei 20th Century
Fox. Der Major hatte sich gleich die Rechte an einem ganzen Paket des
Comicverlags gesichert, um mit X-Men
den ersten großen Marvel-Streifen in die Kinos zu bringen. Allerdings, wie so
oft bei der Centfox, wollte man das Risiko so gering wie möglich halten. Vor
die Kamera holte man zum Teil Gesichter, die schon bekannter waren, zum Teil auch
absolute Newcomer. Für die Regie verpflichtete man einen jungen Regisseur, der
einige Jahre zuvor mit Die üblichen Verdächtigen nicht nur an den Kinokassen
punkten konnte, sondern auch den Kritikern gut gefiel. Auch wenn X-Men aus heutiger Sicht im Vergleich zu
neueren Beiträgen etwas bieder wirkt, der Film hat seine Stärken und begründete
beispielsweise die Weltkarriere von Hugh Jackman. Dabei war er ursprünglich gar
nicht für diese Rolle vorgesehen, sondern der Schotte Dougray Scott. Er wirkte
auf Regisseur Bryan Singer zu jung, obwohl er fast drei Jahr älter als Jackman
ist.
Im Sommer 2000 beseitigte der erste Kinoeinsatz der X-Men alle Zweifel, ob ein Publikum für
diese Art von Genre vorhanden ist. Der große Erfolg hatte nicht nur für die
Mutantengruppe, sondern ebnete auch andere Marvel-Helden den Weg auf die große
Leinwand. Spätestens mit Sam Raimis Spider-Man
hatte sich das Superhelden-Kino etabliert. Und da großer Erfolg immer Folgen
hat, erschien mit X-Men 2 drei Jahre
später die Fortsetzung. Diese übertraf ihren Vorgänger bei weitem, weil Bryan
Singer konsequent die Storyline aus seinem Film weiterspann, außerdem aber sich
auch an einer bei den Fans sehr beliebten Vorlage bediente. Natürlich plante
man danach wieder eine Fortsetzung, die aber unter keinem guten Stern stand.
Singer hatte bei Warner Brothers die Regie für das lange
geplante Superman-Reboot übernommen,
das den Titel Superman Returns tragen
sollte. Danach wollte er sich wieder X-Men widmen, doch die Centfox feuerte ihn
kurzerhand, um X-Men: The Last Stand
mit Brett Ratner (Rush Hour, Prison Break, Hercules) zu realisieren. Witzigerweise hatte sich Ratner gerade
von Warner Brothers wegen des Superman-Reboots
getrennt. Ironie des Schicksals: Sowohl Superman
Returns als auch X-Men: The Last
Stand fielen sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern durch. Beide
wurden als endgültiger Schlusspunkt für beide Franchises gesehen, zumindest
oberflächlich gesehen. In beiden Konzepten war nach wie vor Musik drin, man
musste sie nur finden.
Hugh Jackman hat schon in verschiedenen Interviews erwähnt,
dass er genau weiß, was er an Wolverine hat. Als er vor fast zehn Jahren kurz
als James Bond im Gespräch war,
reagierte die 20th Century Fox sofort und bot ihm einen eigenen Wolverine-Film
an, den mit seiner eigenen Produktionsgesellschaft machen konnte. So richtig
gut an kam der Streifen bei den Fans nicht, aber mit denen verdient man das
Geld nicht allein (so grausam es klingen mag). X-Men Origins: Wolverine wurde in passabler Hit, von dem auch bald
eine Fortsetzung geplant wurde, die dann 2013 ins Kino kam. Er zeigte, dass für
das totgeglaubte Franchise immer noch eine Chance bestand. Also entschied sich
Fox dafür auf die allgemeine Prequel-Welle aufzuspringen. Der 2011 erschienene X-Men: Erste Entscheidung zeigt
eindrucksvoll, was man aus einer guten Story machen kann, wenn das Team vor und
hinter der Kamera stimmt. Nicht nur, dass man mit Matthew Vaughn einen
Regisseur gefunden hatte, der an das Konzept ganz anders heranging, auch Bryan
Singer war wieder als Storygeber und Produzent mit an Bord. Damit kehrte sich
wieder alles in den grünen Bereich, denn das Prequel mit der neuen, jungen Crew
rund um Professor Xavier und Magneto erwies sich als Kassenschlager. Für die
Fortsetzung in der Storyline Days of the Future Past eine sehr reizvolle
Vorlage gefunden, in der man die alte Originalbesetzung und die Darsteller aus
Erste Entscheidung zusammenbringen konnte. Es schien alles super, doch dann
stieg Matthew Vaughn aus dem Projekt aus. Schon bei Erste Entscheidung hatte er
einen enormen Respekt vor dem hohen Budget gehabt, aber auch vor der
Einmischung der Centfox, was sich auch schon Regisseure wie James Cameron und
Ridley Scott gefallen lassen mussten. Bei manchen Filmen war das sogar so
massiv, dass sich beispielsweise David Fincher deutlich von Alien 3 distanziert, weil es sich dabei
nicht um den Film handelt, den er gemacht hat. Wer die Rekonstruktion der
Urfassung von Alien 3 auf Blu-ray
gesehen hat versteht, was ich meine. Auch erwähnenswert ist im diesem
Zusammenhang die Geschichte um Ridley Scotts Königreich der Himmel, der für den Kinoeinsatz um rund 45 Minuten
gekürzt wurde. Der später erschienene Director’s Cut ist im Prinzip ein ganz
anderer Film als die Kinoversion.
Aber zurück zu Matthew Vaughn. Bei Erste Entscheidung hatte ihm Bryan Singer den Rücken freigehalten,
aber diesmal wollte er lieber in der Produzentenrolle tätig sein. So wechselten
die beiden ihre Positionen, was sich als Glücksgriff erwies. Die meisten
Originaldarsteller kamen wegen Singer wieder zurück. Vor allem Patrick Stewart
und Ian McKellen. So ist es in X-Men:
Zukunft ist Vergangenheit beeindruckend alle wiederzusehen, wenn auch
manche nur ganz kurz.
Ganz klar, der Star der Story ist wieder einmal Logan, der
die Zeitebenen zusammenführt. Dennoch setzt man den Pfad, den man mit Erste
Entscheidung begonnen hat, sehr gut fort. Die Story spielt zehn Jahre nach dem
ersten Teil und die Voraussetzungen haben sich geändert. Die USA setzt Mutanten
in Vietnam ein, Magneto sitzt unter dem Pentagon in Haft, weil er Kennedy
ermordet hat. Professor Xavier ist am Boden, weil er es nicht vermochte
Mystique auf seiner Seite zu halten. Sie arbeitet nur auf eigene Faust. Tja,
dann ist da noch Bolivar Trask, der mit seinen Sentinels Jagd auf die Mutanten
machen will. Genau hier liegt der Knackpunkt, denn bei einer Konferenz in Paris
wird er von Mystique ermordet. Sie wird gefangengenommen und dient als Vorlage
für schier unbesiegbare Sentinels, die sich gegen alles menschliche Leben
richten. Professor X und Magneto schicken Wolverine fünfzig Jahre in die
Vergangenheit, damit er im Jahr 1973 Mystiques Attentat verhindern kann…
Von der ersten Sekunde an spürt man deutlich die Handschrift
Singers. Schon die Anfangssequenz erinnert stark an die Eröffnung von X-Men,
was aber hier wiederum sehr gut passt. Spürbar ist auch die Spielfreude der
verschiedenen Stars, was das episch inszenierte Spektakel noch sehenswerter
macht. Garniert wird das dann noch sehr gute Spezialeffekte, die nicht nur zum
Selbstzweck eingefügt wurden, sondern auch die Handlung vorantreiben. Auch wenn
es vorteilhaft ist die vorangegangenen Teile zu kennen, bekommt der Zuschauer
pralles Actionkino von höchster Qualität geboten. Einzig das mittlerweile
obligatorische 3D ist etwas unnötig, tut aber dem reinen Vergnügen kein
Abbruch. Macht einfach Spaß!!!
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