26. Juni 2014

Gewohnheiten ändern sich...

"Wie sieht die Zukunft von E-Books nach Deiner Meinung aus?"
"Nicht so doll, finde ich. Es gibt ja keine annehmbaren Lesegeräte, die es mit einem richtigen Buch aufnehmen können."

So wäre der Dialog abgelaufen, wenn jemand mich vor sechs oder sieben Jahren über E-Books befragt hätte. Es gab sicher schon damals gute Reader, aber diese wurden noch zu astronomischen Preisen gehandelt. Doch nicht lange Zeit später las ich zum ersten Mal über einen E-Book-Reader namens "Kindle", der von Amazon zu einem recht interessanten Preis angeboten wurde. Damals allerdings wurde das Ding nur für den amerikanischen Markt angeboten, wo er kurze Zeit später eine kleine Revolution auslöste.

Ich sah E-Books einige Zeit an Nischenprodukte an, die mehr für Geeks und Nerds gemacht waren. Allerdings hielt ich die Sache im Auge. Auch deswegen, weil PERRY RHODAN in diesem Bereich schon seit einiger Zeit zu den großen Vorreitern gehörte und die Romanhefte schon lange auch in elektronischer Form vorlagen. Sei es nun im Mobi-Format oder als PDF. Doch meine Einstellung sollte sich bald ändern.

Zugegeben, ich bin ein kleiner Technikfreak. An manchen Sachen kann ich nur schwer vorbeigehen und so begann meine Suche nach einem E-Book-Reader. Lange wälzte ich diverse Internetseiten. Sollte es ein Reader von Sony werden oder doch das Gerät von Thalia. Nachdem ich mir die Teile angeschaut hatte, kam ich immer mehr in eine andere Richtung. Die Dinger konnten mir zu wenig. Mich störte die nicht vorhandene Farbdarstellung von E-Paper, wofür es eigentlich in erster Linie auch nicht entwickelt wurde. Auch das Surfen im Internet gestaltet sich nach einiger Zeit frustrierend, weil der Bildaufbau formatbedingt nicht so schnell ist. Insgesamt kristallisierte sich ein vollwertiger Ersatz für mein Netbook heraus. Letztendlich lief alles auf ein Tablet raus. Nachdem mir das klar geworden war, fiel mir die Wahl nicht mehr schwer. Als langjähriger iPhone-Nutzer entschied ich mich für ein iPad 2.

Schon bald änderte sich meine Einstellung gegenüber E-Books. Ich sah sie immer mehr als Alternative zum gedruckten Buch an, vor allem wenn es darum ging Bücher mitzunehmen. 10 E-Books auf dem iPad nehmen wesentlich weniger Platz weg als 10 Bücher im Koffer. Vor allem wiegen sie nicht soviel. Ich begann sogar wieder Comics zu lesen, die ich nun einfach und legal über eine App herunterladen konnte. Ausschlaggebend war auch die Tatsache, dass nicht nur Amazon mit einem Mal eine Flut von elektronischem Lesematerial präsentierte, sondern auch viele andere Anbieter wie iTunes, Readersplanet oder beam eBooks. Aber egal, welchen Anbieter man bevorzugt, man kann sich der Flut von Material kaum erwehren. Auf der einen Seite ist das gut, auf der anderen Seite muss man oft tief in die Tasche greifen.

Tatsächlich ist es die Preisgestaltung vor allem großer Verlage, die genau zeigen, welche Bedeutung sie dem neuen Medium zurechnen. Wenn ein E-Book nur ein oder zwei Euro billiger ist wie die Printausgabe ist das nicht wirklich eine Alternative. Doch die Großverlage kommen in letzter Zeit auch den Trichter, den viele kleinere Verlage schon nutzen: mit einem deutlich günstigeren Angebot neue Leser locken. Auch hier hat PERRY RHODAN eine Vorreiterrolle gespielt, genauso wie beispielsweise Cross Cult oder auch der Atlantis Verlag. Sicher gibt es auch in anderen Literaturgattungen ähnliche Beispiele.

Ein weiterer Pluspunkt sind für die Verlage kostengünstige Neuauflagen vergriffener Titel, die bei verschiedenen Gebrauchtbuchplattformen teilweise horrende Preise erzielen. Was vielen englischsprachige Verlage gemacht haben, wird nun auch von deutschen Verlagen nachgemacht. So hat beispielsweise der Heyne Verlag, der mittlerweile zu Random House gehört, in der ersten Jahreshälfte rund 300 alte SF-Titel heraus, die genau in die oben genannte Kategorie fallen. Beinhaltet waren auch alle Star Trek-Romane, für die der Verlag noch die Lizenzen hatte und außerdem noch zahlreiche Romane, die früher im Goldmann Verlag erschienen sind, der ebenfalls zu dem amerikanischen Multikonzern gehört.
In Deutschland hatte das E-Book seine Startschwierigkeiten, die es mittlerweile fast hinter sich gebracht hat. Eine der großen Hürden wurde vor kurzem genommen, als der Mehrwertssteuersatz dafür heruntergesetzt wurde. Derzeit werden E-Books in Deutschland noch mit 19 % besteuert, was sich ab 1. Juli 2014 ändern wird.

Seitdem sich E-Books in meinen Horizont gedrängt haben, sind auch meine Lesegewohnheiten anders geworden. Gefühlsmäßig lese ich wesentlich mehr als früher, wobei ich immer zwischen dem elektronischen und physischen Medium wechsle. Es geht eben nicht über richtiges Papier, weswegen das Buch an sich nie aussterben wird. Die Auswahl für den Bücherschrank wird nun stärker selektiert.

Es ist schon interessant welche Auswirkungen die Verschiebung eines Mediums auf ein anderes für den Konsumenten hat. Man kann sich dabei gar nicht vorstellen wie die Auswirkungen für die Kreativen aussehen, die hinter den ganzen Büchern stecken. Aber das ist eine ganz andere Geschichte... ;)

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