11. September 2008

Babylon A. D.

Gesehen habe ich den Streifen von Matthieu Kassovitz mit Vin Diesel in der Hauptrolle noch nicht, aber gestern las ich einen interessanten Bericht über den Film im Pfälzischen Merkur. Darin wurde erklärt, warum sich Kassovitz so negativ zu seinem Werk geäußert hat. Der Regisseur und Schauspieler beklagte sich über den Druck, den die 20th Century Fox während der Dreharbeiten auf ihn ausgeübt hat. Vor allem die Finanzplaner hätten ihm bei jeder Szene im Nacken gesessen, so dass ein kreativer Prozess kaum möglich gewesen sei. Außerdem hätte man ihm am Ende den Endschnitt aus der Hand genommen. Das würde auch erklären, warum von Babylon A. D. zwei verschiedene Filmversionen existieren. Während in den Ländern, in denen der Film von Fox vertrieben wird, eine 90minütige Version zu sehen ist, kursiert in anderen Gebieten, wo Studio Canal die Vertriebsrechte hat, eine rund 10 Minuten längere Fassung.

Der Fall Kassovitz ist in Zusammehang mit der Centfox kein Einzelbeispiel. In der Vergangenheit hat die Majorcompany oft schon diversen Regisseuren ihren Film aus der Hand genommen. Berühmte Beispiele sind Cleopatra von Joseph L. Mankiewicz, der aus seinen geplanten 2 Filmen einen machen musste. Der daraus entstandene Streifen mit einer Laufzeit von rund 4 Stunden wurde dann nochmal um gut eine Stunde gekürzt. Die sollte einem besseren Kinoeinsatz dienen. Weitere Beispiele sind Aliens und The Abyss von James Cameron, die ebenfalls nur stark gekürzt in die Kinos kamen. Ihre später erschienen Director's Cuts geben Einblick in die Studiopolitik des Majors. Übrigens auch beim Dreh von Titanic saßen Cameron die Finanzjongleure der Centfox im Nacken, aber konnte sich durchsetzen und der Erfolg gab ihm Recht.

In jüngster Zeit machte vor allem die Verstümmelung von Ridley Scotts Königreich der Himmel von sich reden. Scott war gezwungen die Kinoversion seines Kreuzzugdramas auf die gewünschten zweieinhalb Stunden zu kürzen. Dies war so von der Centfox gewünscht, damit man den Film öfter im Kino spielen konnte. Das unrunde Fragment, in dem nur noch die Moneyshots enthalten waren, lief dann auch nicht so wie erwartet, was nicht verwunderlich war. Die rund 45 Minuten längere Langfassung des Films zeigt, wie man aus einem Meisterwerk ein mittelmäßiges Spektakel machen kann. Ganze Handlungslinien, die dem Film Tiefe verleihen, landeten für die Kinofassung auf dem Boden des Schneideraums.

So erscheint die Reakton von Matthieu Kassovitz also nicht verwunderlich, denn die Version von Babylon A. D., die er im Sinn hatte, ist nicht auf der Leinwand zu sehen.

2 Kommentare:

markus hat gesagt…

Und welche Version von Babylon A.D. bekommen wir in Deutschland zu sehen?

Unknown hat gesagt…

Wenn meine Informationen stimmen, bekommt man in Deutschland die längere Version zu sehen. Die Info mit der längeren Laufzeit habe ich aus der IMDB.